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FAQ

Sektionsredner

Dorothee Zucca, M.A. (Bremen) - Curriculum Vitae
Von Kant zu Hegel, aber nicht zurück – Ein kritischer Blick auf die intersubjektivitätstheoretischen Grundlagen des Lebensweltbegriffs von Jürgen Habermas

Abstract

Wird die zur Intersubjektivität befreite Subjektivität - lebensweltlich eingebettetes kommunikatives Handeln - strukturell scharf genug gestellt und in ihren sozialontologischen Konsequenzen zufriedenstellend ausgewiesen?

I . Motiv: "Von Kant zu Hegel und zurück" - an diesem Selbstverständnis wird hier die zur Überwindung der Ich-Philosophie vorgeschlagene Intersubjektivitätstheorie gemessen. "Hin zu Hegel" liest sich als Weg von der dualistisch angelegten Subjekt/Objekt-Problematik zum triadisch (intersubjektiv) verfassten Geistbegriff. Diesen Weg nahm der Jenaer Hegel, während der späte ihn verlor. Habermas hat die dort erprobte Anerkennungsfigur paradigmentheoretisch zum Tragen gebracht. Anhand seiner Husserlkritik soll das grundsätzliche Scheitern am Problem der doppelten Kontingenz von Subjektmonaden und damit die Einsicht in die Notwendigkeit des Paradigmenwechsels gezeigt werden: Während Husserl Intersubjektivität durch Subjektivität bestimmt, macht Habermas den umgekehrten Vorschlag; denn Konstitutionsleistungen von Subjektivität, die in Verständigungsprozessen vonstatten gehen, sind nur unter der Voraussetzung ihrer intersubjektiven Gegründetheit zu denken.

II. Lebensweltkonstruktion: Ist die Einsicht des strukturell-triadischen Zugangs zur Objektivität der Subjektivität auf der Basis der Intersubjektivitätsrelation gewonnen, kann die "komplementäre" Einheit von kommunikativem Handeln und Lebenswelt betrachtet werden. Systematisch wird der transzendentalphänomenologische Denkrahmen - und damit das Konzept transzendentaler Monadengemeinschaft - zurückgewiesen, motivisch aber der sinnkritische Vernunftbegriff lebensweltlicher Zusammenhänge eingeholt. So wird die von Husserl entdeckte Bodenfunktion der Lebenswelt zur Kontextfunktion und die Leitfadenfunktion zur Ressourcenfunktion des nachmetaphysisch verstandenen kommunikativen Handelns abgewandelt (Figur 1). Symbolisch vermitteltes, normativ gehaltvolles Handeln hingegen zeigt sich als systematischer Anschluss an den "impliziten" Lebensweltbegriff von Mead. Interaktionstheorie wird als "sich anbahnender Paradigmenwechsel" gelesen, sprachphilosophisch korrigiert und mit Hilfe des an Husserl geschärften Blicks für den auf Wahrheit bezogenen Sinnzusammenhang geltungstheoretisch konzipiert. Dies führt zur "Nachkonstruktion der rationalen Binnenstruktur" kommunikativer Handlungskonfigurationen (Figur 2). Dieser Umgang mit Husserl und Mead wird im Rahmen des Kantischen Sprachpragmatismus zum Konzept der symbolischen Reproduktion der Lebenswelt: Konsens-Dissens-Konsens wird als ein offen transitiver Prozess der Lebenswelt ausgearbeitet (Figur 3).

III. Formalpragmatische Enge vs. Reichweite des Intersubjektivitätstheorems als normativer Basis gesellschaftlichen Handelns: Lebenswelt wird metatheoretisch-philosophisch als transzendentaltheoretisch konzipierte Formalpragmatik, soziologisch-empirisch als rationale Binnenstruktur kommunikativer Handlungskonfiguration und gesellschaftstheoretisch-normativ als Diskursethik entfaltet. Die so angelegte Intersubjektivitätstheorie müsste von der Reichweite des Lebensweltbegriffs umfasst werden. Das ist aber nicht der Fall. Dies wird anhand einer Analyse des strukturellen Zusammenhangs von Intersubjektivitätstheorem und dem als nachmetaphysisches Denken deklarierten Theorierahmen gezeigt mit der spezifischen Aufeinanderbezogenheit von Formalpragmatik und konkreten Handlungskonfigurationen zur konzeptuellen Fassung von "Gestalten objektiven Geistes". Es wird also der wissenschaftstheoretische(Figur 4) und der logisch-strukturelle Zugang zur Verständigungsform(Figur 5) und dabei Fragen der Intrinsität, Gleichursprünglichkeit, Selbstbezüglichkeit sowie ideeller und reeller Reichweite zu einer sozialontologischen Kritik verdichtet. Denn Lebenswelt wird in den dual angelegten Theorierahmen der Bearbeitung einer Form-Inhalt-Problematik gezwängt, die Intersubjektivität im Vollzug kommunikativen Handelns nur noch zu formalpragmatischen Bedingungen bestimmt: nur im Moment der Konsensstiftung ist das intersubjektiv verfasste Ich als performatives Ich immer schon bei dem anderen - jedoch eben nur formell, nicht reell. So kommt die Möglichkeit der subjektiven Selbstverständigungsrelation und der intersubjektiven Verständigung von Ego und Alter als Miteinander-verständigt-sein-über-etwas - als allgemeine Kommunikationskompetenz - dem immer schon intersubjektiv verfassten Ich formal zu. Doch der verständigungstheoretische Lebensweltbegriff terminiert in nur formalpragmatisch gegründetetn Konsensstiftungen, bestimmt also nur eine formelle Intersubjektivität, die geschichtlich nicht reell zu werden vermag. Habermas gelingt die Einsicht in die triadisch verfasste normative Basis als Schritt hin zu Hegel; er verliert sie aber aufgrund der formalpragmatischen Einschnürung als Zurück zu Kant. Ist hier nicht die Hegelsche Fichtekritik zu Rate zu ziehen? Ist Intersubjektivität sozialontologisch nicht noch grundlegender zu fassen?

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Curriculum Vitae von Dorothee Zucca, M.A.

Studium:
  • Kunsterziehung, Soziologie, Philosophie, Psychologie (Akademie der Bildenden Künste München (Staatsexamen); Universität Bremen (Diplomsoziologin))
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Universität Bremen
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Soziologische Theorien, Sozialisationstheorien
  • Kant, dt. Idealismus, Husserl, Kritische Theorie, Pragmatismus, Habermas
Berufliche Stationen:
  • WS 1993/94 - WS 96: Lehrauftrag an der Universität Bremen
Wichtigste Publikation(en):
  • Von Habermas zu Honneth - Aber wohin? Münsteraner Vorlesungen 20001, Lit Verlag 2004
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