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FAQ

Sektionsredner

Dr. Christian Zeuch (Münster) - Curriculum Vitae
Die unausgewiesene Kategorie des Sozialen als Problem der Sozialwissenschaften – Eine Ontologie der Intersubjektivität als Voraussetzung für Gesellschaftskritik

Abstract

Die unausgewiesene Kategorie des Sozialen als Problem der Sozialwissenschaften - eine Ontologie der Intersubjektivität als Voraussetzung für Gesellschaftskritik

Fragestellung

Bevor man Sozialwissenschaften oder Ethik betreibt, ist zu prüfen, ob der grundbegriffliche Rahmen der Komplexität des Sozialen gerecht wird. Die in Anspruch genommene Grundlegung verdankt sich zumeist einer subjektlogischen Konzeption - sei sie transzendentalphilosophisch, soziologisch, kommunikationstheoretisch, semiotisch etc. Kann aber die Kategorie des Subjekts/der Subjektivität soziale Sachverhalte angemessen erfassen? Wie ist diesem Problem paradigmentheoretisch beizukommen?

Von Adorno zu Habermas und zurück

Unter Rückgriff auf die Stärken beider Ansätze ist ein neuer Zugang zur Grundkategorie des Sozialen möglich. Adornos negative Dialektik gibt den Begriff der Geschichte nicht preis. Dies zeigt sich am Problembewusstsein negativer Dialektik: an der bestimmten Negation. Ihre Bestimmtheit ist jedoch nicht mehr die der Position. Habermas hingegen entfaltet einen transzendentaltheoretisch begründeten Kantischen Pragmatismus und unterstellt so eine formalpragmatisch konzipierte normative Position. Sie bestimmt, unter welchen formalen Bedingungen Menschen einvernehmlich miteinander leben können. Innovativ ist, das Kantische Projekt intersubjektivitätstheoretisch zu reformulieren, problematisch aber die normative Verankerung von Intersubjektivität als Formalpragmatik des Subjekt. Dies wird kommunikationslogisch entwickelt und dabei die Möglichkeit von Argumentationspraktiken diskursethisch ausgewiesen. Es sind jedoch die Subjekte, die sich die kommunikative Einstellung zueigen machen müssen. So wird die dem Subjekt zu präsupponierende intersubjektive Normativität letztlich doch als eine Eigenschaft des Subjekts begriffen: normativ formiertes und konkretes Subjekt der Lebenswelt bleiben miteinander unvermittelt. Eine Schwäche liegt darin, dass offen bleiben bleibt, warum sich ein Subjekt seiner normativen Struktur gemäß moralisch verhalten sollte. Denn die Motivationsbasis ist seine konkrete Wirklichkeit, die der formalpragmatischen Voraussetzung nach kein materiales Motiv an die Hand gibt, um sich in ein praktisches Verhältnis zu sich selbst und zu anderen zu setzen. Wird der Rückweg zu Adorno so vollzogen, dass die intersubjektivitätstheoretische Lesart im Blick bleibt, ist die vermisste Ausweisung der Kategorie des Sozialen eingeholt. Die doppelte Bewegung ist erforderlich: die Überwindung der von Adorno verwendeten Subjekt-Objekt-Kategorien zugunsten einer intersubjektivitätstheoretischen Grundlegung sowie die Korrektur der von Habermas durchgeführten Formalisierung dieser Konzeption zugunsten eines die Geschichte nicht preisgebenden Modells negativer Dialektik.

Konzeptualisierung von Intersubjektivität als Grundtheorem einer Ontologie des Sozialen

Ausgangspunkt kann die Verständigungrelation als kleinste genuine Analyseeinheit sozialer Beziehungen sein: Jemand verständigt sich mit jemandem über etwas. Nicht das reflexive Selbstverhältnis stellt die Grundlage für die komplexere intersubjektive Relation dar, vielmehr bedingt diese die Möglichkeit der subjektiven Selbstverständigungsrelation wie auch der Verständigung zwischen zwei Subjekten über etwas. Intersubjektivität ist die Kategorie sui generis des Menschseins. Ist sie aber als Relation der Intersubjektivität zu denken, kommt es zur Neubestimmung der conditio humana: Die menschliche Realität hätte an sich die Form intersubjektiven Seins. Wird nun diese Struktur des intersubjektiven Seins der kommunikativ produzierten sozialen Wirklichkeit den Subjekten bewusst, erlaubt sie einen normativen Anhalt für die kritische Bezugnahmen auf soziale Wirklichkeit. Eine solche wäre nicht mehr qua Subjektivität zu leisten, sondern setzte die intersubjektive Konstitution der Subjekte in der sozialen Wirklichkeit voraus. Adorno leugnet nicht den positionellen Charakter am Moment der Bestimmtheit der bestimmten Negation. Die Negativität ist aber doch nur die bestimmte als diejenige von einer konkreten Wirklichkeit her, die der Negation ihre Bestimmtheit verschafft. Eine solch reale Position ist unter dem Subjekt-Objekt-Paradigma nicht zu denken. Es bliebe nur die bloße Idee als Horizont, aus dem sich die Bestimmtheit der Negation zu begreifen hätte. Legt man die Intersubjektivitätsrelation zugrunde, sieht man, dass die soziale Versöhnung der Subjekte nicht mehr nur das noch zu verwirklichende eschatologische Ziel einer Idee der Versöhnung ist, sondern immer schon der reale Ausgangspunkt des menschlichen Daseins. Denn die Idee der versöhnten Menschheit setzt, soll sie real und die konkrete, und nicht bloß ideell und die abstrakte sein, eine entsprechende Geschichte voraus, aus der heraus sie sich überhaupt erst substantiieren kann. Nur so ist sie Grundlage und Möglichkeitsbedingung kritischer Bezugnahmen auf Gesellschaft.

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Curriculum Vitae von Dr. Christian Zeuch

Studium:
  • Bis 2002: Philosophie/Germanistik/Psychologie (Westfälische Wilhelms-Universität). Abschluss: Dr.
Promotion:
  • 2002: Die Realität des moralischen Bewußtseins (Westfälische Wilhelms-Universtiät)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Westfälische Wilhelms-Universität
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Praktische Philosophie
  • Kant/dt. Idealismus
Berufliche Stationen:
  • WS2003/4 - WS2008/9: Lehrbeauftragter
Wichtigste Publikation(en):
  • Dissertation
  • Artikel/Kant-Lexikon (Hg: G. Mohr/M.Willaschek)
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