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FAQ

Sektionsredner

Achim Vesper, M.A. (Frankfurt am Main) - Curriculum Vitae
Lässt sich ästhetisch wahrnehmen, dass die Welt für Erkenntnis offen ist? Kant über eine ästhetische Supplementierung der Erkenntnistheorie

Abstract

Lässt sich ästhetisch wahrnehmen, dass die Welt für Erkenntnis offen ist?

Kant über eine ästhetische Supplementierung der Erkenntnistheorie

Kants Behauptung über die Begriffslosigkeit der ästhetischen Wahrnehmung bildet eine Herausforderung für seine Interpreten. Abschwächend versuchen einige Autoren, Ressourcen für ein begrifflich reichhaltigeres Verständnis der ästhetischen Reflexion bei Kant zu ermitteln. Um die systematischen Bezüge von Kants Theorie des Naturschönen adäquat zu rekonstruieren, müssen wir jedoch von der Nichtbegrifflichkeit der ästhetischen Wahrnehmung ausgehen. Unter dieser Voraussetzung lassen sich die Gründe für Kants Auffassung freilegen, dass die ästhetische Wahrnehmung eine welterschließende Funktion besitzt. Im Resultat lässt sich ästhetisch ohne Verfügen über spezifische Begriffe wahrnehmen, dass die Natur in einer Weise beschaffen ist, die die Ausübung unserer begrifflichen Fähigkeiten erlaubt. Der Vortrag argumentiert für die These, dass wir nach Kant als epistemische Subjekte die Natur für zweckmäßig für das Erkennen beschaffen halten müssen und als ästhetische Subjekte wahrnehmen können, dass die Natur für das Erkennen zweckmäßig beschaffen ist. Demnach berechtigt die Erfahrung des Naturschönen zu der Überzeugung, dass der Mensch epistemisch in die Welt passt.

Im ersten Teil wird erläutert, warum wir Kant zufolge gezwungen sind, der Natur eine zweckmäßige Verfassung für das Erkennen zuzuschreiben; im zweiten Teil wird die Frage beantwortet, wodurch wir in der Lage sind, eine zweckmäßige Verfassung der Natur für das Erkennen ästhetisch wahrzunehmen.

Zwar sind nach der Kritik der reinen Vernunft Kohärenzkriterien für das Akzeptieren von Gesetzesaussagen maßgeblich, sie müssen jedoch geeignet sein, eine Korrespondenz mit der Natur anzuzeigen. In der Folge sind epistemische Subjekte gezwungen, der Natur eine systematische Verfassung zuzuschreiben, die der systematischen Verfassung ihrer Überzeugungen entspricht. Dabei ist die Annahme einer systematischen Natur epistemisch zwingend, obgleich sie keinen ontologischen Gehalt besitzt. Anders als Leibniz expliziert Kant keine metaphysischen Gründe, die eine für menschliche Erkenntnisbedingungen adäquate Ordnung der Natur garantieren. Ähnlich sind wir nach den Einleitungen zur Kritik der Urteilskraft gezwungen, von einer Zweckmäßigkeit der Natur für die Ausübung unserer begrifflichen Fähigkeiten auszugehen, obgleich die Natur auch unzweckmäßig verfasst sein kann. Aus der Argumentation für das Prinzip der Zweckmäßigkeit ergibt sich lediglich eine Aussage darüber, wie wir annehmen müssen, dass die Welt beschaffen ist, im Gegensatz zu einer Aussage darüber, wie die Welt beschaffen sein muss. Da wir für die Stabilität unserer epistemischen Praxis eine zweckmäßige Beschaffenheit der Natur unterstellen müssen, ohne über einen positiven Nachweis zu verfügen, besteht jedoch eine Geltungslücke mit der Gefahr von skeptischen Konsequenzen.

Kant verfügt jedoch über eine zusätzliche Theorie, nach der wir nicht nur annehmen müssen, sondern auch annehmen dürfen, dass sich die Natur angemessen zu unseren Erkenntnisbedingungen verhält. Diese Theorie besteht in Kants Erklärung der ästhetischen Wahrnehmung. Aus einer Form des begriffsunabhängigen Zugangs zur Natur durch die Wahrnehmung geht hervor, dass wir berechtigt sind, von einer zweckmäßigen Beschaffenheit der Natur für das Erkennen auszugehen. Nach dieser Auffassung besteht die ästhetische Anschauung in einem vorkonzeptuellen Bewusstsein für Konzeptualisierbarkeit. Dabei kann eine Neuinterpretation von Kants Reflexionsbegriff die These stützen, dass sich an Objekten der Natur eine Disposition für den Begriffsgebrauch nichtbegrifflich wahrnehmen lässt. Anders als logisch wird ästhetisch lediglich auf eine Form von Anschauungen reflektiert, die den Gebrauch von Begriffen zulässt, und nicht auf einen Inhalt für spezifische Begriffe. Damit votiert Kant für die These, dass wir ohne Verfügen über Begriffe eine Lust daran empfinden können, dass Anschauungen für Begriffe geeignet sind. Dabei repräsentiert eine Lust eine Zweckmäßigkeit der Natur, wenn sie durch eine begrifflich absichtslose Aufmerksamkeit auf Verhältnisse von Teilen eines Gegenstands zustande kommt. Schöne Gegenstände sind dann solche Gegenstände, an denen eine Konformität mit den untersten Bedingungen für den Begriffsgebrauch ungesucht auffällt. Damit handelt es sich bei der ästhetischen Wahrnehmung um einen präkognitiven Zustand, der über kognitive Kompetenz informiert. Der ästhetischen Wahrnehmung lässt sich ein Hinweis darauf entnehmen, dass die Natur für unsere kognitiven Vermögen erreichbar ist.

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Curriculum Vitae von Achim Vesper, M.A.

Studium:
  • Bis 2002: Philosophie, Neuere Deutsche Literatur (Tübingen, FU Berlin). Abschluss: M.A.
Promotion:
  • 2007: Ästhetische Vergewisserung der Welt. Theorie des Schönen und Erkenntnistheorie bei Kant (Frankfurt a. M.)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Frankfurt
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Ästhetik
  • Moralphilosophie
  • Europäische Aufklärung
Berufliche Stationen:
  • 10/2003 - 10/2006: Promotionsstipendium der DFG (Graduiertenkolleg)
Wichtigste Publikation(en):
  • „Ästhetik als Prüfstein. John Deweys Naturalisierung der ästhetischen Erfahrung“, in: Philosophisches Jahrbuch 1 (2005), 74-96.
  • „Le plaisir du beau chez Leibniz, Wolff, Sulzer, Mendelssohn et Kant“, in: S. Buchenau/É. Décultot (Hg.), Esthétiques de l’Aufklärung, Paris: CNRS Editions 2006, 23-36.
  • „Betrachten und Unterscheiden. Bolzano über die Begrifflichkeit der ästhetischen Wahrnehmung“, erscheint in: A. Bauereisen/S. Pabst/A. Vesper (Hg.), Kunst und Wissen. Beziehungen zwischen Ästhetik und Erkenntnistheorie im 18. und 19. Jahrhundert, Würzburg 2008.
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