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Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

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FAQ

Sektionsredner

Dr. Thomas Sukopp (Braunschweig) - Curriculum Vitae
Was ist eine philosophische Theorie? Bemerkungen aus der philosophischen Praxis

Abstract

Ich möchte anhand des Versuchs, eine Theorie antinaturalistischer Argumente in der Erkenntnistheorie zu formulieren darauf aufmerksam machen, dass es leider wenig Klarheit darüber gibt, was eine philosophische Theorie ist. Wenn wir Philosophie traditionell zu den Geisteswissenschaften zählen und uns mit wissenschaftstheoretischen Fragen der Geisteswissenschaften beschäftigen wollen, dann wird das Desiderat eines konturierten Theorie-Begriffs leicht verständlich.

 

Was eine Theorie leisten sollte, ist umstritten. Im Anschluss an Popper könnten wir eher anspruchslos von einer Idee sprechen, die ein Problem lösen hilft. Manchmal meint ‚Theorie’ nur einen Lösungsvorschlag oder eine Sammlung akzeptierter Voraussetzungen. Mittelstraß (1996, S. 263) macht aufmerksam auf die „[modische] Neigung, jeden auf der Reflexionsebene konzipierten Ideen- und Gedankenzusammenhang schon als Theorie zu bezeichnen“. Aber so einfach wollen wir es uns nicht machen. Eine Schwierigkeit liegt darin, dass die meisten Arbeiten zum Theorie-Begriff (natur)wissenschaftliche Theorien im Blick haben (Mittelstraß 1996, S. 262f.; Giere 1999, S. 154ff.; Sandkühler (Hg.) 1999, S. 1620-1624; Tetens 2003, S. 119f.). Auch ein strukturalistisches Verständnis von ‚Theorie’ schränkt den Theorie-Begriff zu stark (Prechtl, Burkard 1996, S. 518).

Die philosophische Verwendung des Theorie-Begriffs sehen wir ebenfalls kritisch. Husserl expliziert ‚Theorie’ in wenig geschickter Weise (Mittelstraß (Hg.) 1996, S. 262)

„,Theorie im weitesten Sinne’ jedes in sich geschlossene Sätzesystem einer Wissenschaft […] und deduktive, nomologisch erklärende Theorien [bilden] den nur einen Spezialfall. [ …] Im Unterschied zu ihnen sind Wissenschaften wie Psychologie, Phänomenologie oder Geschichte offene Unendlichkeiten gegenständlich zusammenhängender Sätze, die als Gebiet keine definitive Mannigfaltigkeit haben und einen anderen Theorientypus darstellen.“

Husserl lässt hier mehr Fragen offen, als er beantwortet. Insbesondere bleibt unklar, um welchen Theorientypus es sich bei einer philosophischen Theorie handelt.

Zu anspruchsvoll scheint uns der Vorschlag, Theorien aus philosophischer Sicht als „große gedankliche Zusammenhänge von unausweichlicher Stringenz“ (C. F. von Weizsäcker, 91984, 96) aufzufassen, denn solch „unausweichliche Stringenz“ findet sich selten.

Seien wir also so anspruchsvoll wie möglich und so bescheiden wie nötig. In erster Näherung schließen wir uns Mittelstraß an. Danach ist eine Theorie

„in der neuzeitlichen Grundbedeutung Bezeichnung für ein (im allgemeinen hochkomplexes) sprachliches Gebilde, das in propositionaler oder begrifflicher Form die Phänomene eines Sachbereichs ordnet und die wesentlichen Eigenschaften der ihm zugehörigen Gegenstände und deren Beziehungen untereinander zu beschreiben, allgemeine Gesetze für sie herzuleiten sowie Prognosen über das Auftreten bestimmter Phänomene innerhalb des Bereiches aufzustellen ermöglicht.“ (Mittelstraß (Hg.) 1996, S. 260)

Allgemeine Gesetze herzuleiten halten wir in unserem Falle allerdings für unerreichbar.

Eine Theorie soll helfen, Fragen zu beantworten. Diese können in einer Disziplin oder innerhalb eines Systems von Aussagen gestellt werden. Fragen können auch transdisziplinär oder interdisziplinär formuliert werden. Eine anspruchsvolle Theorie versucht, Fragen zu systematisieren, Einwände gegen Antworten zu entkräften, Prognosen zu machen, Lösungen als gut oder schlecht auszuweisen oder auch zu sagen, wann ein Problem unlösbar sein wird. Eine gute Theorie stellt wichtige (theoretische) Begriffe zur Verfügung und formuliert Abhängigkeiten zwischen ihnen. Eine ausgearbeitete erfahrungswissenschaftliche Theorie sollte den üblichen wissenschaftstheoretischen Standards genügen. Eine philosophische Theorie sollte intern und extern konsistent sein und keine Zirkel enthalten. Außerdem sollte sie Erklärungswert haben und kritisierbar sein.

Eine metaphilosophische Theorie antinaturalistischer Argumente sollte folgende Fragen beantworten.

1.Welche Argumente gibt es und (wie) kann man sie systematisieren?

2.Welche Formen des (Anti)naturalismus gibt es?

3.Welche Argumente können entkräftet werden und welche Argumente tragen zur Formulierung eines tragfähigen Minimalnaturalismus bei?

4.(Wie) lassen sich gute und weniger gute Argumente unterscheiden?

5.Tragen Argumente dazu bei, die wichtigsten Probleme der Naturalisten und Antinaturalisten zu benennen oder gar zu lösen?

6.Wo liegen Erklärungslücken eines erkenntnistheoretischen Naturalismus?

7.Wird der erkenntnistheoretische (Anti)naturalismus wissenschaftslogischen Kriterien gerecht?

Ich beantworte einige der Fragen skizzenhaft.

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Curriculum Vitae von Dr. Thomas Sukopp

Studium:
  • Bis 2002: Chemie, Mittelalterliche Geschichte, Neuere Geschichte, Philosophie (TU Braunschweig). Abschluss: Magister
Promotion:
  • 2006: Naturalismus - Kritik und Verteidigung erkenntnistheoretischer Positionen (TU Braunschweig)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • TU Braunschweig
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Erkenntnistheorie
  • Naturalismus-Debatten
  • Menschenrechte; Philosophie der Lebenswelt
Berufliche Stationen:
  • 2003 - 2005: Wissenschaftlicher Mitarbeiter
  • 2004 - 2008: Lehrbeauftragter "Politische Philosophie"
  • 2007 - 2008: Dozent für Philosophie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Wichtigste Publikation(en):
  • Naturalismus - Kritik und Verteidigung erkenntnistheoretischer Positionen (Ontos 2006)
  • Was ist und was leistst Menschenwürde? In: Philosophia Naturalis 2, 2004, 315-351
  • Naturalismus: Positionen, Perspektiven, Probleme (hg. mit Gerhard Vollmer; 2007 bei Mohr Siebeck erschienen)
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