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Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

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FAQ

Sektionsredner

Erik Stei, M.A. (Mainz)
Wissen im Kontext

Abstract

Der erkenntnistheoretische Kontextualismus zeichnet sich im Allgemeinen durch die These aus, dass einer Wissensbehauptung der Form

(1) Subjekt S weiß (zu Zeitpunkt t), dass Aussage p.

selbst dann unterschiedliche Wahrheitswerte zugeordnet werden können, wenn den Variablen gleichbleibende Konstanten zugewiesen werden, wie etwa in (2):

(2) Petra weiß (am 21. Februar um 12.20 Uhr), dass sie Hände hat.

Die zentrale Motivation dieser These ist, dass hierdurch offenbar eine Antwort auf das skeptische Problem gegeben werden kann, die einerseits der Intuition gerecht wird, dass wir sehr wohl über alltägliches Wissen verfügen, die andererseits aber auch die Herausforderung des radikalen Skeptikers ernst nimmt. Demnach könnte (2) in einem Alltagskontext K1 wahr, in einem Kontext K2 hingegen, in dem die Möglichkeit relevant ist, dass wir von einem bösen Dämon in Hinblick auf die Existenz der Außenwelt getäuscht werden, falsch sein.

Eine entscheidende Rolle kommt hierbei kontextuellen Faktoren zu, deren konzeptuelle Ausgestaltung sich aber in verschiedenen Spielarten des Kontextualismus deutlich unterscheidet. „Multipropositionale Ansätze“, wie etwa von Keith DeRose (1992) und Stewart Cohen (1999), orientieren sich an der Terminologie David Kaplans (1989) und charakterisieren „Wissen“ als indexikalischen Begriff wie etwa „dies“, dem erst im Kontext ein vollständiger semantischer Gehalt zugewiesen wird. Dieser Gehalt wird durch die epistemischen Standards des Wissenszuschreibers in einer bestimmten Sprechsituation mitbestimmt. Somit würde (2) in K1 eine andere Proposition ausdrücken als in K2, da Petras Wissensbehauptung in K1 weniger strenge epistemische Standards beinhaltet wird als in K2. Der Schritt von unterschiedlichen Propositionen zu unterschiedlichen Wahrheitswerten ist dann philosophisch unbedenklich.

David Lewis (1996) hingegen schlägt eine Analyse vor, die sich vor allem an möglichen Welten und kontextuell bestimmbaren relevanten Alternativen orientiert. Auch hier hängt es vom Zuschreiber ab, welche möglichen Welten Petra ausschließen können muss, um zu wissen, dass sie Hände hat, und damit auch ob skeptische Alternativen in dem jeweiligen Kontext relevant sind. Hieraus ergibt sich einerseits eine Lesart, nach der der Gehalt des jeweiligen Wissensprädikats durch dessen Extension in verschiedenen möglichen Welten bestimmt wird, und damit also durch (2) in K1 und K2, wie bei DeRose und Cohen, unterschiedliche Propositionen ausgedrückt werden.

Lewis’ Ansatz kann allerdings auch so rekonstruiert werden, dass die durch (2) ausgedrückte Proposition in verschiedenen Kontexten gleich bleibt und abweichende Wahrheitswerte durch unterschiedliche Bewertungen der Proposition in einem <Welt, Zeit>-Tupel verursacht werden. Diese Lesart bezeichne ich als „monopropositionalen Ansatz“. John MacFarlane vertritt in einem aktuellen Aufsatz eine ähnliche Position, die allerdings den Zeit-Operator in Kaplans „circumstances of evaluation“ durch einen „counts as“-Operator ersetzt, der konzeptionellen Raum für eine formale Einbindung verschiedener epistemischer Standards lassen soll.

In meinem Vortrag werde ich die Konsequenzen dieser Unterschiede für den Begriff des Wissens erarbeiten und dabei auch auf sprachphilosophische Überlegungen eingehen. Ich werde die These vertreten, dass der multipropositionale Kontextualismus mit größeren Problemen zu kämpfen hat und daher eine monopropositionale Variante vorzuziehen ist.

Immer wieder wird beispielsweise die These der Indexikalität von „Wissen“ aufgrund mehr oder weniger überzeugender linguistischer Daten angezweifelt (vgl. Stanley 2005 oder Cappelen/LePore 2005). In Hinblick auf die multipropositionale Lesart von Lewis’ Ansatz scheint sich eine starke Mehrdeutigkeit von „Wissen“ zu ergeben, die in einer „versteckten“ Indizierung der Form Wissen1, Wissen2, …, Wissenn mündet. Dann verstieße der Ansatz zumindest gegen metatheoretische Normen wie etwa Grices „Modified Ockham’s Razor“. In Hinblick auf die nicht-indexikalische Lesart des Kontextualismus stellt sich hingegen die Frage, wie genau die Bewertungsumstände auszusehen hätten, die ein und derselben Proposition unterschiedliche Wahrheitswerte zuordnen und wie sie sich in andere erkenntnistheoretische Positionen integrieren lässt.

Cappelen, H. & Lepore, E. (2005): A Tall Tale. In: Preyer, G. & Peter, G. (eds.) Contextualism in Philosophy. Oxford University Press.

Cohen, S. (1999): Contextualism, Skepticism, and the Structure of Reason. Noûs 33.

DeRose, K. (1992): Contextualism and Knowledge Attribution. Philosophy and Phenomenological Research, 52.

Grice, P. (1989): Studies in the Way of Words. Harvard: Harvard University Press.

Kaplan, D. (1989): Demonstratives. In: Almog, J. et al.Themes From Kaplan. Oxford University Press.

Lewis, D. (1996): Elusive Knowledge. Austr. Journal of Phil., 74.

MacFarlane, J. (im Erscheinen): Nonindexical Contextualism. Synthese.

Stanley, J. (2005): Semantics in Context, In: In: Preyer, G. & Peter, G.

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