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Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

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FAQ

Sektionsredner

Priv.-Doz. Dr. Eva Schürmann (Darmstadt) - Curriculum Vitae
Das Referenzproblem bildlicher Darstellungssysteme

Abstract

Für eine Ästhetik der Lebenswelt im Sinne der Darstellung politischer, sozialer und alltagsweltlicher Realitäten ist die Fotografie das dominierende Repräsentationsystem. Trotz des Wissens um die Manipulierbarkeit des fotografischen Bildmediums gilt ein Foto immer noch als beglaubigte Präsenz dessen, was es zeigt. Der Begriff des Bildes als Abbild-von-etwas ist keineswegs die randständige Idee einer überholten Fotografietheorie, sondern ein Bildkonzept, auf dem die allermeisten Bildpraktiken implizit wie explizit basieren: Vom Urlaubsfoto über Bildreportagen bis zum Passbild im Personalausweis gelten Fotos als dokumentarische Zeugnisse dessen, was der Fall ist oder war, und zwar dergestalt, dass sie den Status von Augenzeugenberichten haben, zur dokumentarischen Berichterstattung herangezogen werden und der Verifikation von Aussagen über den Zustand von Menschen und Dingen dienen.

Im Begriff des ‚Bildes von’, „des Eikon von Tatsachen“, verdichtet sich jedoch, wie F. Lyotard erläutert hat, „die metaphysische Illusion, [...], daß Tatsachen den Sätzen vorangehen.“

Diese metaphysische Illusion ist im Falle der Fotografie offenbar selbst dann nicht zu verabschieden, wenn man ihre Unzulänglichkeit durchaus eingesehen hat. Zwar kann man einen trivialen Sinn von mimetischem Realismus mit dem Hinweis auf die perspektivierende Rolle jeder Darstellung zurückweisen. Auf einer höheren Komplexitätsstufe kehrt aber die Frage nach dem Referenten, nach dem, was es ist, das die Darstellung wie perspektivierend auch immer darstellt, erneut zurück. Als Index verweist das Bild zwar auf einen Referenten – kein Rauch ohne Feuer – aber dieser ist unter Umständen selbst etwas Imaginäres, nämlich die Vorstellung von etwas Vergangenem.

Damit ist das fotografische Bild im Grunde eine besonders zugespitzte Variante der Problematik eines fehlenden ‚Ding an sich’, also des metaphysischen und logischen Problems, dass etwas jedem Sprechen, Sehen oder Darstellen vorausgehen muss, von dem die Darstellung Darstellung sein kann, die Sprache Ausdruck und das Zeichen Zeichen, obwohl das Verkörperte, Ausgedrückte oder Bezeichnete zugleich nur qua Ausdruck überhaupt darstellbar wird. Eine notwendig fragmentarische und perspektivische Abschattung verhindert, dass man jemals objektiv sähe, ‚was wirklich der Fall ist’, obwohl man etwas derartiges anzunehmen und vorauszusetzen gezwungen ist.

Am Beispiel einiger ausgewählter fotografischer resp. fotografietheoretischer Positionen von R. Barthes über H. Cartier-Bresson bis H. Sugimoto thematisiert der Beitrag das Referenzproblem und daran anschließende bildtheoretische Überlegungen. Mit seiner Insistenz auf dem Gedanken „ça-a-été“, „es-ist-gewesen“, hat Barthes wie kein anderer den indexikalischen und dokumentarischen Charakter der Fotografie betont und auf die reale Präsenz des einmal dagewesenen Referenten unter besonderer Berücksichtigung zeittheoretischer Aspekte hingewiesen. Ich möchte zeigen, welche über den fotografischen Diskurs hinausgehenden, bildtheoretischen Einsichten aus einer nochmaligen Diskussion von Barthes’ Thesen namentlich dann zu gewinnen sind, wenn man sie unter den Bedingungen des Rekurses auf die künstlerische Praxis überdenkt, wie Cartier-Bresson und Sugimoto sie exemplarisch vertreten. Im Gegensatz nämlich zu Cartier-Bresson wird die Fotografie bei Sugimoto zur Herrichtung einer Bühne, auf der die Darstellbarkeit des Dargestellten bezweifelt wird – symptomatisch für postmoderne und dekonstruktivistische Versionen der so genannten ‚Krisen der Repräsentation’.

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Curriculum Vitae von Priv.-Doz. Dr. Eva Schürmann

Studium:
  • Bis 1994: Philosophie, Kunstgeschichte, Komparatistik (Bochum, Paris, Bologna). Abschluss: M.A.
Promotion:
  • 1998: Was ist Wahrnehmung (Witten Herdecke)
Habilitation:
  • 2007: Sehen als Praxis (Darmstadt)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • TU Darmstadt
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Ästhetik und Ethik
  • Geschichte der Philosophie des 17. und 18. Jh.
  • phil. Anthropologie, Phänomenologie, Hermeneutik
Berufliche Stationen:
  • 2001 - heute: wiss. Mitarbeiterin TU Darmstadt
  • 2007 - 2008: Vertretungsprofessorin Uni Hildesheim
  • 2004 - 2004: Gastprofessorin Uni Chicago
Wichtigste Publikation(en):
  • Sehen als Praxis. Frankfurt, Suhrkamp 2008.
  • Das unendliche Kunstwerk. (hrsg. mit G. Gamm) Berlin, Philo 2007.
  • Erscheinen und Wahrnehmen. München, Fink 2000.
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