Kontakt: Universität Duisburg-Essen, Institut für Philosophie, Stichwort: Kongress 2008, Universitätsstr. 12, 45117 Essen - Tel.: 0201/183-3486, E-Mail: infodgphil2008.de
Sektionsredner

Eine Auflistung der Sektionsredner finden Sie in alphabetischer Sortierung unter nachfolgendem Link


Verzeichnis der Sektionsredner

Download Programm

Unter folgendem Link können Sie sich das Gesamtprogramm als PDF (1 MB) herunterladen: Download PDF.

Kontakt

Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

Institut für Philosophie
Stichwort: Kongress 2008
Universität Duisburg-Essen
Universitätsstr. 12
45117 Essen

Häufig gestellte Fragen

Sollten Sie Fragen haben, schicken Sie eine E-Mail an info dgphil2008.de. Möglicherweise finden Sie auch bei den häufig gestellten Fragen eine Antwort.


FAQ

Sektionsredner

Dr. Judith Schildt (Essen) - Curriculum Vitae
Kulturverständnis und Verhältnissetzung – Zur individuellen Lebenswelt als Methodenproblem (in) der interkulturellen Hermeneutik

Abstract

I Zwischen Einheit und Vielfalt (Problemstellung)

In meinem Beitrag thematisiere ich die Frage nach der Möglichkeit eines hermeneutischen Zugangs zu einer fremden Kultur. Die scientific community sucht schon seit einiger Zeit einen Weg gangbar zu machen zwischen einem Universalismus, der die Besonderheit von unterschiedlichen Kulturen unter eine verallgemeinernde Einheit bringt, und sog. relativistischen Positionen, welche die Unvergleichbarkeit von Kulturen behaupten. Das Problem des Verstehens einer anderen Kultur stellt sich hier als eines dar, das nach einem wissenschaftlichen, das meint methodisch strukturierten Zugang zum Fremden sucht, dabei zunächst aber immer nur auf eine spezifisch lebensweltlich verfasste Vielzahl von kulturellen Existenzweisen stößt. Im Feld der Kulturhermeneutik stellt sich somit die Frage, inwiefern die Idee eines Universalismus ein methodisch adäquates Instrument für das Verstehen eines Kulturfremden sein kann, soll oder gar sein muss. Wann verfährt eine hermeneutische Frage nach dem Fremdem einer anderen Kultur universalistisch bzw. universalisierend? Und unter welchen Bedingungen darf sie sich von einem Kriterium der „Verallgemeinerung“ leiten lassen? Diesen Fragen gehe ich mit G.W. Leibnizens Monaden-Lehre und S. Kierkegaards existenzphilosophischem Ansatz nach.

II Konkreter Perspektivismus (Ansatz)

 

Das Problem von Universalismus und Relativismus soll neu formuliert werden als Phänomen von universalistisch orientierten Sichtweisen, das meint lebensweltlich verankerte Perspektiven, die auf die Welt geworfen werden. Basierend auf Leibnizens Ontologie der Monade, die ich als universal orientierten Perspektivismus auslege, weise ich nach, dass ein Kulturverstehen qua universalisierender Analogiebildung genau dann plausibel ist, wenn das Moment des Relativen in Form des individuellen, lebensweltlich begründeten Standortes ein notwendiger erfahrungsbegründeter Ausgangspunkt von Welt ist. Die individuelle Lebenswelt als jene ausgewählte und gelebte Existenzweise unter vielen anderen Weisen zu sein stellt damit gerade keinen unüberbrückbaren Hiatus mehr dar, wenn es um einen methodischen, sprich über-individuell relevanten Zugang zum Fremden geht. Sondern gerade weil es viele verschiedene Perspektiven gibt, unter denen Welt jeweils (kulturbedingt) anders verstanden wird, kann auch erst die Rede von einem Ganzen sein. Das Ganze als eine zu verstehende größere Einheit ist auf diese Weise ein Ganzes von konkret repräsentierten Einzelnen, die als differentiell voneinander unterschiedene Lebenswelten auftreten.

III Individuelle Lebenswelt und das Andere der eigenen Existenz (Ausführung)

Dem Problem, das nur eine partikuläre Perspektive und eine nur im eigenen Kulturraum anerkannte Methode der Wissensgewinnung für einen fremden Bereich angewendet wird, kulturell Fremdes und eine fremde Kultur damit also nur in Kategorien eigenen Weltverstehens analysiert und auf diese Weise verfehlt wird, kann also konstruktiv begegnet werden, nämlich indem eine Reflexion auf die individuelle Zugangsmöglichkeit zum Fremden angestrengt wird. Auf der Grundlage von Kierkegaards Philosophie der Existenz weise ich auf, dass ein Fremdverstehen bereits Anliegen der eigenen Lebensverständigung eines individuierten und in einer Lebenswelt verankerten Selbst ist. Wenn das Selbst zu verstehen sucht, was ihn eigens auszeichnet, begegnet es dem Fremden, verstanden als einem größeren Anderen, das sich als Anders-sein-können seiner selbst bestimmt sieht. Das Andere der eigenen Existenz sind jene dem Einzelnen begegnenden vielen anderen Kulturen und kulturelle Ordnungen, die je bestimmte Vorstellungen von Mensch und Welt sowie jene darin priorisierten und anerkannten Handlungsparadigmen bedeuten. Sie treten als mögliche Weisen, wie Welt begriffen werden kann, auf, und können als solche vom Einzelnen reflektiert, jedoch nicht aufgehoben, das meint nicht selbst durchlebt werden. Verstehen als ein in der kulturell geformten Lebenswelt eingebettetes und deshalb methodisch kulturabhängig aufscheinendes Verfahren der Wissensgewinnung über die eigene Zugangsweise zur Welt bedeutet deshalb schlussendlich die Erkenntnis, dass es kulturelle Ordnungen gibt, die als fremde identifiziert werden können, weil sie selbst nicht in die eigene Lebenswelt implementiert werden können. Als fremd kann etwas also durchaus erkannt werden, wenn verstanden wird, dass das Fremde nicht in die eigene Lebenswelt „hineingeholt“ zu werden vermag. Deshalb zeugt eine Vielzahl von Lebenswelten davon, dass man universalisierend von einem Ganzen von möglichen kulturellen Existenzweisen sprechen darf. Das Ganze der Vielzahl von Kulturen kann jedoch immer nur konkret von einer einzelnen Perspektive aus wahrgenommen werden. Fremdes ist demnach als ein solches bestimmbar, das im Verstehen als Einspruch in die eigene Sichtweise erscheint.

  • nach oben
  • zum Kalender

Curriculum Vitae von Dr. Judith Schildt

Studium:
  • Bis 2004: Sinologie, Philosophie (Leipzig, Shanghai (International Studies University)). Abschluss: M.A
Promotion:
  • 2008: Selbstverhältnisse, Beziehungen zum Anderen und die Frage des Verstehens im interkulturellen Kontext (Stuttgart)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Kulturwissenschaftliches Institut Essen / Nordrhein-Westfalen
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Kulturhermeneutik
  • Existenzphilosophie
  • Systemtheorie
Berufliche Stationen:
  • 10/2004 - 01/2008: Projektmitarbeiterin am KWI, Forschungsgruppe "Kulturen der Verantwortung"
Wichtigste Publikation(en):
  • (Hg. zusammen mit Benjamin Specht und Lothar Ehrlich): "Die Bildung des Kanons. Textuelle Bedingungen - Rituelle Funktionen - Ethische Praxis." Weimar 2007
  • "'Das hindert und nicht voranzuschreiten!' - Zum Verhältnis von anarchistischem Denken in China und aufklärerischen Ideen Oder: Was heißt es, selbständig zu denken?" Erscheint in: Polylog Nr. 19, 2008
  • "Bilder der Selbstverantwortung." In: Jahrbuch des Kulturwissenschaftlichen Instituts 2005, Bielefeld 2006, S. 41-50.
  • nach oben
  • zum Kalender