Kontakt: Universität Duisburg-Essen, Institut für Philosophie, Stichwort: Kongress 2008, Universitätsstr. 12, 45117 Essen - Tel.: 0201/183-3486, E-Mail: infodgphil2008.de
Sektionsredner

Eine Auflistung der Sektionsredner finden Sie in alphabetischer Sortierung unter nachfolgendem Link


Verzeichnis der Sektionsredner

Download Programm

Unter folgendem Link können Sie sich das Gesamtprogramm als PDF (1 MB) herunterladen: Download PDF.

Kontakt

Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

Institut für Philosophie
Stichwort: Kongress 2008
Universität Duisburg-Essen
Universitätsstr. 12
45117 Essen

Häufig gestellte Fragen

Sollten Sie Fragen haben, schicken Sie eine E-Mail an info dgphil2008.de. Möglicherweise finden Sie auch bei den häufig gestellten Fragen eine Antwort.


FAQ

Sektionsredner

Dr. Marc Rölli (Darmstadt) - Curriculum Vitae
Philosophische Anthropologie – eine Grundlegung der Bioethik?

Abstract

„'Philosophische Anthropologie' - eine Grundlegung der Bioethik?“

Anthropologie verstanden als philosophische Disziplin – das war und ist in der Philosophiegeschichte keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Zwar haben sich auch Kant und Hegel mit ihr abgegeben, aber doch in eher abgelegenen Systemgebieten. Eine wichtige Erneuerung erfährt sie im deutschsprachigen Raum in den 1920er Jahren, wenn sie mit dem Anspruch auftritt, auf der Basis einer empirienahen Theorie des Lebens Grundphilosophie zu sein. Es ist diese philosophische Anthropologie – mit ihren kanonischen Texten von Scheler, Gehlen und v. a. Plessner – die heute zum ersten Bezugspunkt einer v. a. im Kontext der Bioethik neu erwachten Frage nach dem Menschen avanciert. Mit ihrem empirienahen philosophischen Ansatz verbindet sich eine lebensweltliche Kompetenz, mit den neuesten naturwissenschaftlichen Entwicklungen (heute z. B. in der Hirnforschung, in den Kognitionswissenschaften, in der Evolutionsbiologie) umzugehen. Das bedeutet erstens, dass sich diese philosophische Disziplin durch eine besondere Nähe zu den Naturwissenschaften auszeichnet, die sich mit dem Menschen befassen. Zweitens wird aber an einer philosophischen Kompetenz festgehalten, nämlich beurteilen zu können, an welchem Punkt technologische Entwicklungen das Wesen des Menschen zu verändern drohen. So schlüpft die philosophische Anthropologie in eine eigentümliche Rolle, nämlich am Leitfaden eines Begriffs vom Menschen Kriterien bereitstellen zu können, die in der angewandten Ethik, etwa in der Bioethik, von höchster Relevanz sind. Der Mensch wird zu einer conditio sine qua non der praktischen Vernunft selbst erklärt.

Neben dem amerikanischen Pragmatismus gilt die philosophische Anthropologie (und zwar seit Kant) als die Lebensweltphilosophie überhaupt (vgl. Marquard). Sie unterläuft die naturwissenschaftliche Praxis, indem sie sich aus einer „lebensweltlichen“, nämlich Geist und Natur – qua „Doppelaspektivität“ (Plessner) – umfassenden Perspektive mit ihr erneut ins Verhältnis setzt. Sie ist antinaturalistisch im Rückgang auf eine (lebendige, menschliche) Natur, die sich auf dem Umweg über eine „philosophische Biologie“ (Plessner) erschließen lässt. Sie operiert mit phänomenologischen Mitteln, wenngleich sie diese ihrem eigenen Selbstverständnis zufolge ausweitet.

In meinem Beitrag möchte ich die These vertreten, dass sowohl die lebensweltliche Fundierung der philosophischen Anthropologie als auch die Absicht, die Bioethik anthropologisch begründen zu wollen, problematisch sind. Es sind gerade die auf eine Theorie des Lebens abzielenden Tendenzen der philosophischen Anthropologie, die sie in einem lebenswissenschaftlichen Feld zu profilieren scheinen. Aber es sind genau diese Tendenzen, die ihren lebensweltlichen Ansatz beschränken. Hinzu kommt, dass ihr fundamentalphilosophischer Charakter (einer Ontologie des Lebens) im Prinzip den Grundlegungsanspruch bejaht, der von Seiten der Bioethik artikuliert wird. Mit diesem Anspruch aber wird nur eine Perspektive fixiert, die in der Kritik des anthropologischen Lebensweltgedankens bereits zum Ausdruck gebracht wurde.

  • nach oben
  • zum Kalender

Curriculum Vitae von Dr. Marc Rölli

Studium:
  • Bis 1997: Philosophie, Indische Philologie, Religionswissenschaft (Marburg, Berlin). Abschluss: MA
Promotion:
  • 2002: Empirismus und Transzendentalphilosophie (Bochum)
Habilitation:
  • Kritik der anthropologischen Vernunft (Darmstadt)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • TU Darmstadt
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Geschichte der philosophischen Anthropologie
  • Philosophie des Pragmatismus
  • Französische Philosophie der Gegenwart
Berufliche Stationen:
  • 2002 - 2008: Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Wichtigste Publikation(en):
  • Gilles Deleuze. Philosophie des transzendentalen Empirismus. Wien 2003
  • Ereignis auf Französisch. München 2004
  • Heinrich Heine und die Philosophie. Wien 2007
  • nach oben
  • zum Kalender