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FAQ

Sektionsredner

Professor Dr. Nicolae Rambu (Jassy, RU) - Curriculum Vitae
Diktatur der Interpretation. Über die Rezeption Kants Lehre vom Genie in der NS-Weltanschauungsphilosophie

Abstract

In der NS-Weltanschauungphilosophie wurden über eine "Barbarei der Interpretation" einige Gedanken Kants einbezogen.

In Bezug auf die überraschend starke Rezeption Kants unter den Nationalsozialisten nehme ich an, daß weder die ethische Konzeption, die damals eine berhümte Auseinandersetzung zwischen Otto Dietrich und Alfred Rosenberg provoziert hat, noch die Kategorienlehre oder die transzendentale Dialektik das Interesse an Kant hervorgerufen hat, sondern vielmehr die Kantsche Ästhetik und hier insbesondere seine Lehre von der genialen Schaffenskraft. Sicher ist, daß Rosenberg, als er die Lektüre seiner Jugend darstellt, u.a. auf Goethe, Schopenhauer, Schiller und Kant hinweist: „Das eigentliche Thema aber, das durch das alles hindurchging, war die Kunstphilosophie”, behauptet er. Sowohl in den Letzten Aufzeichnungen. Ideale und Idole der nationalsozialistischen Revolution, die nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlicht wurden, als auch in den Ersten Aufzeichnungen, die Texte geschrieben in der Zeit von 1917 bis 1919 enthalten, gibt es eine Fragestellung der Kunst. Es geht, wie er sagt, um Kultur- und Kunstphilosophie.

Alfred Rosenberg hatte immer Interesse an der Ästhetik und ihrer Fragestellung. Darüber hinaus ist Der Mythus des 20. Jahrhunderts vor allem ein ästhetisches Werk. Der erste Teil des Buches heisst „Das Ringen der Werte”, während der zweite, wo die Lehre vom ästhetischen Wille dargestellt ist, den Titel trägt: „Das Wesen der germanischen Kunst”. Sogar im dritten Teil des Buches, betitelt als „Das kommende Reich”, denkt er über einigen Kunstfragen nach.

Übrigens behauptet Rosenberg selbst, daß Der Mythus des 20. Jahrhunderts eine Entwicklung seiner früheren ästhetischen Gedanken über die Kunst darstellt.

Es ist also nicht wunderlich, daß die politische Propaganda der Nationalsozialisten immer auch mit der Kunst verbunden war. Hitler wurde von der Propaganda immer als Genie vorgestellt, und jedes Genie, unabhängig vom Gebiet, wo es tätig wird, hat auch etwas von der Natur des Künstlers. Im Bereich der Politik scheint Hitler künstlerisch zu handeln. Er arbeitete angeblich wie jedes Genie, das ein Meisterwerk der Kunst schafft. „In den Augen des Volkes”, notiert Albert Speer, „war Hitler der Führer, der Tag und Nacht unermüdlich tätig war. Wer die Arbeitsweise manches künstlerischen Temperaments kennt, mag die undisziplinierte Zeiteinteilung Hitlers als den Lebensstiel eines Bohemiens verstehen. Soweit ich es beobachten konnte, ließ er während der wochenlangen Beschäftigung mit unwichtigen Dingen oft ein Problem ausreifen, um dann, nach der 'plötzlichen Erkenntnis', die ihm richtig erscheinende Lösung in einigen intensiven Arbeitstagen endgültig zu formulieren ... Hatte er eine Entscheidung getroffen, fiel er wieder in seinen Müßiggang zurück.”

Insbesondere seit der Romantik wurde in Deutschland der Geniekult tief verinnerlicht . Auf dieser Basis haben die Nazis versucht, die Idee des Führers als Genie zu legitimieren. Kant selbst hat die schöpferische Kraft des Menschen so definiert: „Genie ist das Talent (Naturgabe), welches der Kunst die Regel gibt. Da das Talent, als angebornes produktives Vermögen des Künstlers, selbst zur Natur gehört, so könnte man sich auch so ausdrücken: Genie ist die angeborne Gemütsanlage (ingenium), durch welche die Natur der Kunst die Regel gibt.“ Genau so verhält sich der Führers als Genie im Bereich der Politik. Von Natur aus soll er kein Gesetz respektieren, sondern er selbst gibt der Kunst der Politik die Regel. Der Führer mußte also auf das Bewußtsein des Publikums als Genie projiziert werden, um durch seine Reden faszinieren und überzeugen zu können. Dem Führer als Genie sollte man blindlings gehorchen. Es hätte keinen Sinn, zu versuchen, ihn zu verstehen, weil niemand ein Genie verstehen kann.

Die Politik ist eben auch eine Kunst, bei der sich der Führer als Genie jenseits von Gesetzen und Regeln befindet. Aber nicht alle, die das Gesetz überschreiten, sind Genies. Nicht nur aus Genialität, sondern auch aus Narrheit, Dilettantismus, usw. könnten die Regeln einer Kunst überschritten werden.

Man ging davon aus, daß das politische Genie, wie der Künstler, instinktmäßig ein Meisterwerk schaffen könne, ohne dabei Regeln zu folgen. Kant wurde folglich dank seiner Lehre vom Genie, die durch eine bestimmte Interpretation ihre „Nazifizierung“ erfuhr, gerade im "Dritten Reich" so stark rezipiert.

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Curriculum Vitae von Professor Dr. Nicolae Rambu

Studium:
  • Bis 1984: Philosophie (A. I. Cuza-Universität zu Jassy). Abschluss: Magister
Promotion:
  • 1992: Die spekulative Vernunft bei Hegel (A. I. Cuza-Universität zu Jassy)
Habilitation:
  • 1997: Die Wertphilosophie (A. I. Cuza-Universität zu Jassy)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Alexandru Ioan Cuza-Universität zu Jassy
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Axiologie
  • Kulturphilosophie
  • Deutscher Idealismus
Berufliche Stationen:
  • 1990 - 1993: Assistent
  • 1994 - 1998: C2 und C3 Professor
  • 1999 - 2008: Professor
Wichtigste Publikation(en):
  • Axiologische Unangemessenheiten. Beiträge zur Kulturphilosophie, Logos Verlag Berlin, 2007
  • Die Tyrannei der Werte. Aufsätze zur Kulturphilosophie und Axiologie, Bukarest 2006
  • Die spekulative Vernunft bei Hegel, Jassy 1997.
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