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FAQ

Sektionsredner

Professor Dr. Audun Öfsti (Vikhammer-Trondheim, N) - Curriculum Vitae
Wissen – Macht – Freiheit. Zur „Ontologie“ der sozialen Phänomene

Abstract

Wissen - Macht - Freiheit. Zur "Ontologie" der sozialen Phänomene

Die folgenden Punkten (u.a.) sollen erläutert und verbunden werden:

1. Was die soziale Realität betrifft, ist Ontologie und Epistemolgie nicht so leicht zu trennen. "Wissen" gehört zu den sozialen Phänomenen als solchen. (Vgl. z.B. Peter Winch' Essensialismus.)

2 Die Antike hat die Menschen und die menschliche Gesellschaft(en) in einer Kontinuität mit der im allgemeinen teleologisch verstandenen Natur gedacht. Nach der "wissen¬schaft¬lichen Revolution" gilt diese Kontinuität nicht mehr. Jetzt muß die mensch¬liche Gesell¬schaft als zweite Natur aus der Vernunft als Freiheit hervorgehen. "Das Reich des Geistes ist das Reich der Freiheit und als solches keine natürliche Hier¬archie oder ein weltloses Gei¬ster¬reich, sondern 'die Welt des Geistes aus ihm selbst hervor¬ge¬bracht'." (M. Riedel zitiert Hegel.) Damit ist auch die Frage tangiert, wie Vernunft und Freiheit zu verstehen sind: im Sinne der "Theorie der rationalen Wahl", oder in einem Sinn, der auch eine praktische Vernunft als nichthintergehbare Geltungs¬basis einschliesst? Erst die letztere Alternative erlaubt ein Ideal wie das eines Reichs der Zwecke bzw. einer "Identität" gesetzgebender mit gesetzunterworfenen Subjekten.

 

3. Einen wichtigen Beitrag zur Analyse des Freiheitsbegriffs hat Isaiah Berlin mit seiner Trennung zwischen positiver und negativer Freiheit geleistet. Negative Freiheit von Hindernisse und Beeinträchtigungen ist nicht unmittelbar dasselbe wie Freiheit zu ver¬nünftiger Willensbildung und Selbstbestimmung. Negativ frei ist man "to the degree to which no man or body of men interferes with my activity. Political liberty in this sense is simply the area within which a man can act unobstructed by others." Die positive Freiheit ist mit Selbstberrschung verknüpft: "The 'positive' sense of the word 'liberty' derives from the wish on the part of the individual to be his own master". Interessanterweise hebt Berlin hervor: "The answer to the question 'Who governs me?' is logically distinct from the question 'How far does government interfere with me?'" und darin steckt letztlich der Unterschied zwischen den zwei Begriffen der Freiheit.

Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist: Die Ein¬misch¬ung (interference) von anderen, die eine Einschränkung negativer Freiheit bedeutet, muss gar nicht diese Einschränkung zum Ziel haben. Wenn andere meinen Spielraum einengen ist es nicht immer so, dass sie dies "mit Willen und Bewusstsein" tun. Ganz der Gegenteil kann es einfach das Resultat ihres Tuns und Lassens sein, so wie es in unterschiedlicher Formen in der sozialen Realität aggregiert wird und eine mich drängende Situation herbei¬führt. Durch Menschen bewirkte Situationen, die Optionen mehr oder weniger brutal begrenzen - von Klima¬änder¬ungen und Verkehrsstau bis Bewegungen an der Börse - werden durchaus auch anonym und ungewollt erzeugt. Wir begegnen hier jener Art Phänomene, die Sartre in seiner "Critique de la raison dialectique" (zumal in Livre I) unter Titeln wie "Serialität" und "das praktisch-träge Feld" behandelt. Sartre zeigt, wie "die anderen" (und ich selbst als ein beliebiger "anderer") meine Handlungsfreiheit entscheidend begrenzen können, ohne dass dies von jemanden als eine "Verordnung" oder sonst beab¬sichtigt ist. (Vielmehr können "Verordnun¬gen" gegen serielle Ohnmacht gerichtet sein.)

4. Francis Bacon hat in der Formel "Wissen = Macht" unseren pragmatischen Bezug auf die Natur gefasst. Unser Wissen über die Natur bzw. Naturgesetze geht mit Beherrschung natürlicher Verläufe einher. Ein Zuwachs dieses Wissens bedeutet ein Zuwachs unserer Macht über den Gegenstand, im Sinne der Erfolgskontrolle instrumenteller Handlungen. Dieser pragmatische Bezug ist schon in der Evidenz¬basis der experimentellen Naturwissenschaft mitgesetzt. Was aber könnte die Formel im Hinblick auf das Gebiet des Sozialen bedeuten? Wohl u.a. dies:

- Die einheitswissenschaftliche Übertragung der Baconschen Perspektive (oder Pragma¬tik) auf (die) Gesellschaft muss unmittelbar zu Wissensuche als Machtkamp führen. Ein jeder (jede Gruppe) möchte ermächtigtes Subjekt des Wissens sein, nicht sein Gegenstand.

- Mehrwissen - auch über die Natur - kann in der ökonomischen Konkurrenz eine entscheidende Machtquelle ausmachen. Was zählt ist das Wissensgefälle, der Vorsprung, die Innovation.

- Die Formel hat auch eine "diplomatische" Bedeutung: derjenige ist der stärkere, der den besten Nachrichtendienst hat.

"Wissen = Macht" und die verwandte Gleichung "Macht = Freiheit" verbinden Wissen mit Willkür¬freiheit. Je mehr ein Handelnder über die Umgebung weiss, je freier kann er manöverieren. "Wissen = Vorsprung, Wissen = Auto¬nomie" (wie D. Wetzel es formuliert hat). Die Strichpunkte stellen insofern einen Bezug zwischen Wissen und negativer Freiheit dar. Es gibt aber auch eine andere Perspektive, wie zu zeigen ist.

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Curriculum Vitae von Professor Dr. Audun Öfsti

Studium:
  • Bis 1964: Filosophie, Physik, Mathematik (Oslo). Abschluss: cand. real.
Promotion:
  • 1966: Identifikasjon av fysiske og sosiale fenomener (Oslo)
Habilitation:
  • 1978: Språk og fornuft (Sprache und Vernunft) (Tromsø)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • NTNU, Trondheim
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Sprachphilosophie, Transzendentalpragmatik
  • Erkenntnistheorie, Wissenschaftsphilosophie
  • Praktische Philosophie, Ethik, Politische Philosophie/Sozialphilosophie
Berufliche Stationen:
  • 1972 - 1985: Universitetslektor
  • 1986 - -: Professor
Wichtigste Publikation(en):
  • Abwandlungen, K & N, Würzburg 1994
  • Språk og fornuft, Universitetsforlaget, Oslo 1975
  • Identifikasjon av fysiske og sosiale fenomener, Oslo 1966
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