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FAQ

Sektionsredner

Michael Nerurkar (Stuttgart) - Curriculum Vitae
Was sind Reflexionsbegriffe?

Abstract

In der neueren Literatur ist des Öfteren davon die Rede, dass es sich bei einer Vielzahl von Begriffen unserer alltäglichen wie auch wissenschaftlichen Rede nicht um herkömmliche (objektreferierende) Begriffe handle, sondern um sog. Reflexionsbegriffe. Als Beispiele für solche Reflexionsbegriffe seien genannt: Raum und Zeit, Technik, Kultur und Natur, Handlung und Verhalten, Leben und Gene. Thesen dieser Art, die auf den reflexionsbegrifflichen Status gewisser Begriffe hinweisen, werden in kritischer Absicht formuliert, u. a. um (schon logische) Probleme zu bewältigen, die sich in der Absicht generalisierender Rede über Gegenstandsbereiche ergeben, welche andernfalls unerschlossen bleiben müssten (etwa die (be)wertende Rede über „die Technik“, „das Leben“ usw.). So zielt beispielsweise der Hinweis, Raum oder Zeit seien Reflexionsbegriffe, darauf ab, in Fragen wie „Was ist der Raum?“, „Welche Eigenschaften hat die Zeit?“ resultierende Hypostasierungen und Ontologisierungen zu vermeiden. Die Rede über „den“ Raum kann dann verstanden werden als Rede über die allgemeinen Formen unserer Repräsentationen räumlicher Sachverhalte.

In diesem Vortrag möchte ich (ausgehend von Kant, der in der Kritik der reinen Vernunft eine Theorie der Reflexionsbegriffe umreißt) u. a. die folgenden Fragen behandeln: Was sind Reflexionsbegriffe? Handelt es sich hierbei um einen besonderen Begriffstyp oder sind Reflexionsbegriffe gar keine Begriffe im eigentlichen Sinne? Wie werden Reflexionsbegriffe gewonnen und welche definitorischen Probleme bestehen hierbei? Wie sind Aussagen aufzufassen, die auf den reflexionsbegrifflichen Status gewisser Reden hinweisen, und von welcher Warte aus werden sie vorgenommen?

Die Rede von Reflexionsbegriffen findet selbst in einem mehrfachem Sinne statt: Erstens werden „Reflexionsbegriff“ Begriffe genannt, die die auf Allgemeinbegriffe führende generalisierende Abstraktion anleiten. In diesem Sinne spricht etwa Kant zunächst von „logischen Reflexionsbegriffen“ oder „Vergleichungsbegriffen“. Zweitens wird mit „Reflexionsbegriff“ auch abgehoben auf (durch Reflexion im Sinne des Auffindens von Metaprädikatoren gewonnene) Oberbegriffe bzw. Titelworte für Vorstellungen über das, was es gibt – auch: „Inbegriffe“. Drittens können unter „Reflexionsbegriffen“ auch die Begriffe einer transzendentalen Reflexion (Kant) verstanden werden („transzendentale Reflexionsbegriffe“), die sich auf unseren Umgang mit Vorstellungen im weitesten Sinne (Verstandesgebrauch) bezieht, also auch auf die zuvor genannten Reflexionstypen.

Reflexionsbegriffe im Allgemeinen unterscheiden sich von anderen Begriffstypen zunächst schon dadurch, dass sie sich nicht objektstufig auf Gegenständliches oder Reales beziehen, sondern einen höherstufigen Gebrauch haben. Sie sind keine Gattungs- oder Oberbegriffe, deren Merkmale sich an die unter ihnen befassten Vorstellungen fortschreiben.

Transzendentale Reflexionsbegriffe sind nun weiterhin auch keine bloßen Inbegriffe, weil sie nicht (als Ergebnisse einer schon höherstufigen Reflexion) kategorial inhomogene Bestimmungen unter einem Gesichtspunkt versammeln. Vielmehr sollen die transzendentalen Reflexionsbegriffe als Titelwörter Regeln oder Strategien für Reflexionsakte bereitstellen. Sie sind nicht bloße Ergebnisse einer Reflexion, sondern Prinzipien der Reflexion.

Die transzendentalen Reflexionsbegriffe sind extensionslos (im Unterschied zu den logischen Reflexionsbegriffen/Inbegriffen, die Vorstellungen als ihre Extensionen haben). Sie haben (anders als diese) keinen prädikativen Gebrauch, sie repräsentieren nichts und sind daher auch nicht als Vorstellungen im eigentlichen Sinne aufzufassen. Transzendentale Reflexionsbegriffe haben keine repräsentationale Funktion, sondern beziehen sich (kritisch und dann auch sichernd) auf den Gebrauch des Verstandes, indem sie Strategien, Weisen, Hinsichten des Repräsentierens und Urteilens abgeben und so (nach Kant) das Urteilen und Vergleichen ermöglichen, also „transzendental“ sind. Als Regeln des Vergleichens müssen sie (sichernd) der logischen Reflexion, die auf Metaprädikatoren abzielt, vorausgehen. Als Strategien des Vergleichens, die sich jeweils ausschließen, aber zunächst gleichberechtigt sind, bedürfen sie einer Entscheidung. Grundlage für ihre den Verstandesgebrauch sichernde Funktion ist dann eine sog. „transzendentale Topik“ (nach Kant), die eine kritische Ortsbestimmung jeglichen Begriffsgebrauchs darstellt und Bildung und Gebrauch der logischen Reflexionsbegriffe reflektiert und ermöglicht. Es soll dann weiter zwischen theoretischen (logischen und epistemischen) Reflexionsbegriffen einerseits und praktischen (pragmatischen und moralischen) Reflexionsbegriffen andererseits unterschieden werden und die verschiedenen zugrundeliegenden Topiken erörtert werden. Dies soll an einigen Reflexionsbegriffen exemplarisch gezeigt werden.

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Curriculum Vitae von Michael Nerurkar

Studium:
  • Bis 2007: Philosophie, Geschichte, Wissenschafts- und Technikgeschichte (Stuttgart). Abschluss: M.A.
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Universität
Berufliche Stationen:
  • 2008: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie, Universität Stuttgart
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