Kontakt: Universität Duisburg-Essen, Institut für Philosophie, Stichwort: Kongress 2008, Universitätsstr. 12, 45117 Essen - Tel.: 0201/183-3486, E-Mail: infodgphil2008.de
Sektionsredner

Eine Auflistung der Sektionsredner finden Sie in alphabetischer Sortierung unter nachfolgendem Link


Verzeichnis der Sektionsredner

Download Programm

Unter folgendem Link können Sie sich das Gesamtprogramm als PDF (1 MB) herunterladen: Download PDF.

Kontakt

Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

Institut für Philosophie
Stichwort: Kongress 2008
Universität Duisburg-Essen
Universitätsstr. 12
45117 Essen

Häufig gestellte Fragen

Sollten Sie Fragen haben, schicken Sie eine E-Mail an info dgphil2008.de. Möglicherweise finden Sie auch bei den häufig gestellten Fragen eine Antwort.


FAQ

Sektionsredner

Dr. Jakub Kloc-Konkolowicz (Frankfurt am Main) - Curriculum Vitae
Phänomenologische Intersubjektivitätskonzepte und die gegenwärtige Anerkennungsdebatte

Abstract

Die gegenwärtige Debatte um den Begriff der gegenseitigen Anerkennung ist vor allem in der Hegel-Interpretation verwurzelt, die durch die so genannte zweite Generation der Philosophen der Frankfurter Schule (J. Habermas, A. Honneth) im Hinblick auf die Herausforderungen der aktuellen Sozialphilosophie durchgeführt wurde. In ihren Schriften haben die Frankfurter Sozialtheoretiker die Hegelschen Impulse mit den Ansätzen der pragmatistischen Psychologie (G.H. Mead) in Verbindung gebracht und der Konzeption der gegenseitigen Anerkennung einen „nach-metaphysischen“ Rahmen gegeben, was vor allem die Verabschiedung von dem traditionellen Subjektivitätsbegriff bedeuten sollte. Trotzdem scheinen diese Theoretiker, wie etwa Axel Honneth, den Wert der Anerkennung auf die Erschaffung der Möglichkeitsbedingungen der Autonomie des Einzelnen zurückzuführen. Folglich sehen sie sich oft mit der Gefahr konfrontiert, daß die Verwirklichung der individuellen Autonomie ausschließlich von dem Gelingen der diversen Anerkennungsvorgänge abhängt und damit in vielen Fällen sehr unwahrscheinlich erscheinen könnte. Um dieses Problem zu lösen, wird es in der gegenwärtigen Debatte vorgeschlagen, über die „potentiellen“ Werteigenschaften der Personen zu sprechen, die aber erst durch Anerkennungsakte „aktualisiert“ werden sollten (H. Ikäheimo).

Im Gegensatz dazu sind die phänomenologischen Intersubjektivitätslehren stets von dem transzendentalphilosophisch (E. Husserl) oder soziologisch (A. Schütz) angelegten, subjektiven Handlungsbegriff ausgegangen. Dieser methodologische Ausgangspunkt bedeutete vor allem, daß die intersubjektiven Strukturen der sozialen Welt immer aus der Perspektive des handelnden und denkenden Ich rekonstruiert werden sollten. Das ego hat in diesen Konzepten vor dem alter ego, als auch vor den höheren, komplexen gesellschaftlichen Interaktionsstrukturen den Vorrang behalten. So scheint hier das intersubjektive Verhältnis (vornehmlich die Vorgänge der gegenseitigen Anerkennung) keine Konstitutionsbedingung der individuellen Autonomie zu bilden. Zwar sind die phänomenologischen Intersubjektivitätskonzepten durch ihre eigenen Schwächen und Unklarheiten belastet; so ist bei ihrem mehr oder weniger „kartesianischen“ Ausgangspunkt immer die Identifizierung der anderen Wesen als rationalen Personen und die Zuschreibung des Personenstatus gewissermaßen problematisch. Die Gefahr des Solipsismus eines (transzendentalen) Subjektes muß hier ständig heraufbeschwört werden.

In dem geplanten Beitrag geht es jedoch nicht einfach um die Rekonstruktion der phänomenologischen Intersubjektivitätskonzepte und der damit zusammenhangenden Probleme. Vielmehr ist das Ziel zu überprüfen, welche Einsichten der phänomenologischen Intersubjektivitätstheorien, vor allem denjenigen von Husserl und Schütz, für die Beantwortung der Fragen der heutigen Anerkennungsdebatte von Bedeutung sein könnten. Vor allem muß hier der Einwand erwogen werden, daß der jeweilige methodologische Rahmen der phänomenologischen Intersubjektivitätslehre und der heutigen Anerkennungskonzeption zu heterogen sind, um sie unter ein theoretisches Dach bringen zu können. Kann dieser Einwand zumindest teilweise entkräftet werden, so könnte sich erweisen, daß die phänomenologischen Intersubjektivitätskonzepte viele Einsichten beinhalten, die aus der Sicht der gegenwärtigen Anerkennungsdebatte einleuchtend sind. Vor allem einige der kritischen Argumente, die Alfred Schütz, in seiner Polemik mit Georg H. Mead, gegen Behaviorismus erhoben hat, haben im Rahmen der Sozialphilosophie ihre Aktualität in hohem Masse aufrechterhalten. Auch in den heutigen Versuchen, den Begriff der Personalität zu definieren, legt man Wert auf die Selbstbezüglichkeit der Personen und ihre Fähigkeit, ihre Wünsche und Taten im Rahmen der Volitionen höherer Ordnung zu integrieren (H. Frankfurt, M. Quante).

Die Tragfähigkeit und Aktualität des phänomenologischen Intersubjektivitätsmodells soll anhand von den Theorien Edmund Husserls (hier vor allem die fünfte Cartesianische Meditation) und Alfred Schütz’ (hier vor allem Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt) untersucht werden. Die leitende Frage wird lauten, ob das phänomenologische Intersubjektivitätsmodell es leistet, nicht nur die Bedingungen der Möglichkeit der individuellen Autonomie zu rekonstruieren, sondern gleichzeitig der Rolle der Anerkennung in der Verwirklichung dieser Autonomie Rechnung zu tragen.

  • nach oben
  • zum Kalender

Curriculum Vitae von Dr. Jakub Kloc-Konkolowicz

Studium:
  • Bis 1998: Interdisziplinäres Individuelles Humanistisches Studium (Hauptfach: Philosophie) (Warschau). Abschluss: Magister
Promotion:
  • 2004: Primat der praktischen Vernunft in der klassischen deutschen Philosophie. Kant und Fichte (Warschau)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Warschau / Frankfurt am Main
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Sozialphilosophie
  • klassische deutsche Philosophie
  • Ethik
Berufliche Stationen:
  • 1999: wissenschaftlicher Assistent im Institut für Philosophie der Warschauer Universität
Wichtigste Publikation(en):
  • „Rozum praktyczny w filozofii Kanta i Fichtego. Prymat praktyczności w klasycznej myśli niemieckiej“ („Praktische Vernunft in der Philosophie Kants und Fichtes. Primat des Praktischen in dem klassischen deutschen Denken“), Wrocław 2007, 382 S. (Dissertation)
  • „Gott und seine Bürger: der gemeinschaftliche Charakter der Religion bei Kant“, Theologie und Glaube, 4/2002, S. 548-563.
  • „Pflanze, Tier, Mensch. Konstruktionen des Personseins bei Fichte und Hegel“, in: Asmuth, Christoph (Hg.), Transzendentalphilosophie und Person. Leiblichkeit, Interpersonalität, Anerkennung, Bielefeld 2007, S. 389–401.
  • nach oben
  • zum Kalender