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Sektionsredner

Priv.-Doz. Dr. Richard King (München) - Curriculum Vitae
Lebenswelt und Wissensbegriffe in der Ethik bei Aristoteles und Xun Kuang

Abstract

Das Begriffspaar „Lebenswelt und Wissenschaft“ sensu stricto ist erst neuzeitlich verankert, und außerdem lediglich in westlichen Kulturzusammenhängen zu verorten. Es lassen sich jedoch Konturen beider Begriffe in anderen Kontexten fest machen. In meinem Vortrag will ich Aristoteles dem führenden Konfuzianischen Denker Xun Kuang (3. Jh. v.Chr.) gegenüber stellen, um zu zeigen, dass der Gegensatz fruchtbar angewendet werden kann, als Vergleichsmoment zwischen radikal verschiedenen Traditionen. Dabei spielt die jeweils überlieferte Tradition zunächst die Rolle der Lebenswelt, der Anspruch auf Universalität übernimmt den Part des Wissens.

Aristoteles besitzt eine weit gefächerte Palette an Erkenntnisbegriffen - v.a. technê, phronêsis und sophia - letztere schließt nous und Wissenschaft in engerem Sinne ein. Es lässt sich zeigen, dass sophia über die Lebenswelt hinaus ihre Gültigkeit besitzt, was sich nicht ohne weiteres von technê und phronêsis sagen läßt. Beide sind mit Einzelnem, Veränderlichen befasst, und entziehen sich dementsprechend der Verallgemeinerung. Insofern phronêsis allerdings auch Naturrecht einschließt und ein enges Verhältnis zur menschlichen Natur aufweist, muss man der Ethik Grundzüge der Universalität einräumen.

An Xun Kuangs Philosophie kann man die Frage stellen, ob seine Wissensbegriffe über die Lebenswelt hinausgehen - d.i. Gültigkeit über ihre Grenzen hinaus beanspruchen. Einerseits bezieht sich die Orientierung der Sinne (tianguan) auf das umweltlich Gegebene - die Mannigfaltigkeit der Dinge einschließlich ethisch bestimmter Menschen - anderseits denkt Xun Kuang, dass durch die Erfahrung (ji: „Sammlung“) im Laufe der Geschichte das einzig möglich politische Konzept für die menschliche Welt (tianxia) sich etabliert hat. Er legt allerdings dieses Konzept nicht in einer Verfassung fest, und kann es letztlich nur negativ bestimmen. Dennoch besitzt es zumindest eine konkrete Universalität in seinen Augen: Vom Konzept her geht es um menschliche Herrschaft überhaupt; und sie dehnt sich auf alle Individuen aus. Er entwickelt auch eine Moralpsychologie, in der Wissensbegriffe eine leitende Rolle spielen. So kommt etwa dem „Herzen“ (xin) eine Wissensfunktion zu, insofern als es erfasst, wonach man sein Handeln richten muss, und zwar ohne Rekurs auf Prinzipien. Mit letzteren sind v.a. die Leitbegriffe anderer Denkrichtungen gemeint, etwa der Nutzen (li) der Mohisten. Der Fixpunkt der Entscheidungen ist vielmehr „Wissen des Weges“ (zhi dao): Damit sind die überlieferten Riten (li) gemeint, die Hierarchien von der Familie bis zum Staat im affektiven Habitus verankern.

Während Aristoteles in seiner Ethik angehende Politiker in der polis belehren will, stehen der Alleinherrscher und seine Berater bei Xun Kuang im Mittelpunkt. Für ersteren ist der Griff über die Kulturtradition hinaus durch Natur begründet, während für den zweiten die Kulturtradition gerade den Weg zu einem als universal gedachten ethisch-politischen Konzept darstellt.

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Curriculum Vitae von Priv.-Doz. Dr. Richard King

Studium:
  • Bis 1992: Philosophie, Altphilologie, Sinologie (Oxford, FU Berlin,). Abschluss: MA
Promotion:
  • 1997: Aristotle on life and death (Cambridge)
Habilitation:
  • 2004: Aristoteles und Plotin über das Gedächtnis (LMU München)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • LMU München
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Griechische Philosophie
  • Chinesische Philosophie
  • Ethik
Berufliche Stationen:
  • 1997 - 2000: Wiss. Mitarbeiter, JoGU Mainz
  • 2000 - 2004: Wiss. Assistent, LMU
  • 2004 - dato: Oberassistent, LMU
Wichtigste Publikation(en):
  • Aristotle on life and death. Duckworth, London. 2001.
  • Aristoteles. Werke in deutscher Übersetzung: De memoria et reminiscentia
  • Ed. with Dennis Schilling, The Ethics of Ease: The Norms of Life in the Zhuangzi. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden. 2008.
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