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Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

Institut für Philosophie
Stichwort: Kongress 2008
Universität Duisburg-Essen
Universitätsstr. 12
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FAQ

Sektionsredner

Professor Dr. Christoph Kann (Düsseldorf) - Curriculum Vitae
Wissenschaftssprache und Lebenswelt

Abstract

Dem Gegensatz von Lebenswelt und Wissenschaft korrespondiert der Gegensatz von Normalsprache und Wissenschaftssprache bzw. Fachterminologie. Wie die Philosophie einen von anderen Wissenschaften verschiedenen Zugang zur Lebenswelt hat, so steht auch ihre Fachsprache in einem besonderen Verhältnis zur Normalsprache. Fachterminologien zeigen sie sich grundsätzlich in vielfältiger Weise mit der Normalsprache verbunden. Soll ein Fachterminus definitorisch eingeführt werden, dann greift man auf die Normalsprache zurück, die dabei als Metasprache fungiert. Die meisten Termini der Philosophie verweisen zudem direkt oder indirekt auf vorphilosophische Ausdrücke. Zumindest hinsichtlich ihrer sprachlichen Darstellungsmittel ist festzustellen, dass die Philosophie niemals im strengen Sinn voraussetzungsfrei arbeiten kann. Damit relativiert sich der traditionelle Anspruch eines streng voraussetzungsfreien Wissens, wie er mit der Philosophie an entscheidenden Etappen ihrer Geschichte verbunden wurde, schon auf sprachlicher Ebene. So zeigt etwa Descartes’ Projekt eines Neuaufbaus allen Wissens, dass weder die Normalsprache noch die Fachsprache der Philosophie hypothetisch zu eliminieren sind. Anderenfalls käme schon der methodische Zweifel, der nur sprachlich und kaum ohne jeden Rückgriff auf eine vorgegebene philosophische Terminologie formulierbar ist, von vornherein nicht zum Zuge.

Normalsprachliche Ausdrücke erhalten ihre fachsprachliche Bedeutung dann, wenn sie einer fachspezifischen Frage zugeordnet sind und in einem besonderen fachwissenschaftlichen Zusammenhang verwendet werden. Der damit oft verbundene Bedeutungswandel erfolgt allerdings nur im Extremfall durch eine explizite oder schulmäßige Definition. In der Regel werden normalsprachliche Ausdrücke implizit für fachphilosophische Fragestellungen in Anspruch genommen und erhalten so ihre neue Bedeutung. Das eigenartige Spannungsverhältnis, in dem ein Wort als wissenschaftlicher Terminus zu demselben Wort als normalsprachlichem, lebensweltlichem Ausdruck stehen kann, macht eine besondere Qualität der philosophischen Fachsprache aus.

Nicht nur von Seiten des außerfachlichen Publikums, sondern auch von Seiten der Philosophie selbst hat es immer wieder Kritik an der Esoterik, Verstiegenheit und Unverständlichkeit ihrer Fachsprache gegeben (Bacon, Locke), oftmals verbunden mit Projekten, die darauf abzielten, Esoterik zu überwinden oder den Anschluss an eine jeweilige Alltagswelt und Normalsprache wiederherzustellen. Zu diesen Projekten gehören die großen programmatischen Übersetzungsunternehmungen der Philosophiegeschichte (Cicero, Boethius, Wolff) letztlich ebenso wie Ansätze zu einer Popularisierung der Philosophie, mit denen man schwer verständlichen Texten vermeintlich vereinfachte Versionen für ein breiteres Publikum an die Seite stellte. Als bekanntes Beispiel hierfür sind Kants Prolegomena zu nennen, die im Kontext einer kontrovers geführten Popularisierungsdebatte entstanden sind. Die Diskussion um die Esoterik der philosophischen Fachterminologie hat bei Philosophen des 19. und 20. Jh.s (Peirce, Adorno) ihre Fortsetzungen gefunden. In der jüngeren analytischen Philosophie indessen finden sich terminologische Reflexionen seltener als dies von einer sog. Methodenphilosophie zu erwarten wäre. Auch weist die analytische Philosophie ihrerseits keine besonders auffälligen fachsprachlichen Innovationen auf, so dass sie entgegen aktuellen Auffassungen (Bieri) auch kaum in besonderer Weise von lebensweltlichen Problemen wegführt.

Von der Philosophie ist zu fordern, dass sie der Verwendung ihrer eigenen fachsprachlichen Mittel verstärkte Aufmerksamkeit widmet. Damit steht sie vor einer komplexen Aufgabe: Einerseits hat sie darauf zu achten, dass die Termini ihrer normalsprachlichen Herkunft und ihrer lebensweltlichen Basis gerecht werden, andererseits muss sie sich als Wissenschaft präziser fachterminologischer Mittel bedienen. Diese Aufgabe hat sie in der einen oder anderen Weise immer wieder verfehlt. Ein richtungweisender Anspruch sollte darin bestehen, dass ihre Ausdrücke nicht isoliert und ad hoc eingeführt werden, sondern dass sie - im Sinne von Whitehead, Ryle, Strawson usw. - einen Funktionszusammenhang bilden, damit der Zugang zu einigen von ihnen zum Verständnis der übrigen hinführt. So verbindet sich ein Kohärenzanspruch mit einem Korrespondenzanspruch an die philosophische Fachsprache: Kohärenz bedeutet hier eine Verknüpfungsqualität, die es gestattet, größere Zusammenhänge terminologisch zu erfassen und eine jeweilige philosophische Konzeption als ganze transparent zu machen; Korrespondenz bedeutet eine Verweisungsqualität, die deutlicher als in anderen Disziplinen Termini auf lebensweltliche Probleme beziehbar erscheinen lässt, damit die Philosophie als Orientierungsdisziplin erkennbar bleibt und funktionieren kann.

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Curriculum Vitae von Professor Dr. Christoph Kann

Studium:
  • Philosophie, Klassische Philologie (Düsseldorf, Köln, Freiburg i.Br.)
Promotion:
  • 1991: Die Eigenschaften der Termini. Eine Untersuchung zur Perutilis Logica Alberts von Sachsen (Köln)
Habilitation:
  • 1998: Fußnoten zu Platon. Philosophiegeschichte bei A.N. Whitehead (Paderborn)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Düsseldorf
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Mittelalterliche Philosophie und Logik
  • Klassische Metaphysik
  • Analytische Sprachphilosophie
Berufliche Stationen:
  • 1989 - 1998: Wissenschaftlicher Mitarbeiter/Assistent
  • 1996 - 1997: Forschungsstioendiat
  • 2000: Universitätsprofessor
Wichtigste Publikation(en):
  • Die Eigenschaften der Termini. Eine Untersuchung zur Perutilis Logica Alberts von Sachsen, Leiden/New York/Köln 1994
  • William of Sherwood: Introductiones in Logicam, Übers., Einleit., Kommentar, Hamburg 1995 (mit Hartmut Brands)
  • Fußnoten zu Platon. Philosophiegeschichte bei A.N. Whitehead, Hamburg 2001
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