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FAQ

Sektionsredner

Priv.-Doz. Dr. Marco Iorio (Erlangen-Nürnberg) - Curriculum Vitae
Handeln und Regeln

Abstract

In der ersten Hälfte des Vortrags möchte ich auf ein Dilemma sowie auf die Art und Weise zu sprechen kommen, wie sich dieses Dilemma in den Augen vieler Philosophen darstellt. Das Ziel hierbei ist es, deutlich zu machen, inwiefern der Umgang mit diesem Dilemma zeigt, dass diese Philosophen eine fragwürdige Vorstellung vom Konzept der Handlungsregel haben. Der zweite Teil der Arbeit ist ein Versuch, anhand einiger Beispiele regelorientierter Handlungen einer besseren Vorstellung von Regeln und ihren Funktionen fürs Handeln auf die Spur zu kommen.

Erster Teil:

Das besagte Dilemma, das vor allem in der Diskussion zum Konzept der instrumentellen Rationalität seit geraumer Zeit einige Aufmerksamkeit genießt, wurde jüngst von Edward McClennen sinngemäß wie folgt auf den Punkt gebracht:

Man stelle sich eine Regel R vor und nehme an, dass R von einem Akteur X verlangt, in der Situation S eine Handlung vom Typ A auszuführen. Wenn nun die Situation S eintritt, dann steht dem Akteur X zu diesem Zeitpunkt entweder eine bessere Option als A offen oder nicht. Wenn eine bessere Option besteht, dann scheint es irrational zu sein, die schlechtere Option A zu wählen. Wenn andererseits keine bessere Option als A besteht, d.h. wenn A durch die Bilanz aller in der Situation vorliegenden Gründe favorisiert wird, dann ist die Wahl von A durch den Akteur X gerechtfertigt. Dies jedoch nicht, weil A durch die Regel R gefordert wird, sondern weil rationale Akteure generell immer diejenigen Optionen wählen sollten, die in einer konkreten Situation keine besseren Alternativen haben. Kurz gesagt, regelgeleitetes Handeln kann nicht gerechtfertigt werden. Denn entweder führt die Regel in einer konkreten Situation zu einem falschen Ergebnis, weswegen es irrational wäre, ihr in dieser Situation zu folgen. Oder die Regel führt in einer konkreten Situation auf das richtige Ergebnis, wobei jedoch die Anleitung durch die Regel irrelevant ist.

McClennen versucht, dieses dilemmatische Paradoxon im Rahmen seines prominenten resolute-choice-Ansatzes zu lösen, der von der Vorstellung lebt, ein Akteur könne sich durch eine (resolute) Entscheidung selbst dazu verpflichten, sich künftig an eine bestimmte Handlungsregel zu halten. Im ersten Teil des Vortrags wird dieser Ansatz veranschaulicht und zurückgewiesen. Regeln dienen nicht der normativen Funktion, Akteure zu binden bzw. zu verpflichten. Zu glauben, Regeln könnten diese normative Funktion erfüllen, zeugt von einer falschen Vorstellung von der Natur der praktischen Regel.

Zweiter Teil:

Der zweite Teil des Vortrags unternimmt eine Art Phänomenologie des regelgeleiteten Handelns. Dabei tritt eine Fülle verschiedenster Alltagssituationen vor Augen, in denen Regeln für das Entscheiden und Handeln von Akteuren von Belang sind. Trotz der Vielfältigkeit der Funktionen von Regeln in der praktischen Realität kristallisiert sich in der Diskussion dieser Situationen ein Gegenbild zum Regelverständnis im ersten Teil des Vortrags heraus. Regeln dienen dieser alternativen Sichtweise zufolge normalerweise nicht der Funktion, Akteure zu binden bzw. zu verpflichten. Regeln dienen vielmehr der Orientierung und Strukturierung des Handelns und sind in dieser Funktion nicht normativer Natur.

Um den strittigen Unterschied metaphorisch auf den Punkt zu bringen: Handlungsregeln sind keine Ketten, sondern Wegweiser. Und so wie die schiere Existenz eines Wegweisers keinen Grund konstituiert, den gewiesenen Weg zu beschreiten, so liefert eine Regel selbst keinen Grund, zu tun, was die Regel besagt.

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Curriculum Vitae von Priv.-Doz. Dr. Marco Iorio

Studium:
  • Bis 1993: Philosophie, Germanistik, Kulturpädagogik (Hildesheim, Göttingen, Yale, Rutgers, Bielefeld). Abschluss: Magister
Promotion:
  • 1997: Handlungen, ihre Begründungen und Erklärungen (Bielefeld)
Habilitation:
  • 2003: Geschichtsphilosophie, Sozialphilosophie und politische Theorie von Karl Marx (Bielefeld)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Politische Philosophie
  • Sozialphilosophie
  • Handlungstheorie
Berufliche Stationen:
  • 1998 - 2003: Wissenschaftlicher Assistent
  • 2003 - 2007: Hochschuldozent
  • 2007 - 2009: Lehrstuhlvertretung
Wichtigste Publikation(en):
  • Echte Gründe, echte Vernunft. Über Handlungen, ihre Erklärung und Begründung. Dresden Univ. Press, Dresden und München 1998
  • Karl Marx. Geschichte, Gesellschaft, Politik. Eine Ein- und Weiterführung. Walter de Gruyter, Berlin und New York 2003.
  • Macht und Freiheit, Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 32 (2007). S.299-312.
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