Kontakt: Universität Duisburg-Essen, Institut für Philosophie, Stichwort: Kongress 2008, Universitätsstr. 12, 45117 Essen - Tel.: 0201/183-3486, E-Mail: infodgphil2008.de
Sektionsredner

Eine Auflistung der Sektionsredner finden Sie in alphabetischer Sortierung unter nachfolgendem Link


Verzeichnis der Sektionsredner

Download Programm

Unter folgendem Link können Sie sich das Gesamtprogramm als PDF (1 MB) herunterladen: Download PDF.

Kontakt

Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

Institut für Philosophie
Stichwort: Kongress 2008
Universität Duisburg-Essen
Universitätsstr. 12
45117 Essen

Häufig gestellte Fragen

Sollten Sie Fragen haben, schicken Sie eine E-Mail an info dgphil2008.de. Möglicherweise finden Sie auch bei den häufig gestellten Fragen eine Antwort.


FAQ

Sektionsredner

Dr. Henning Hahn (Berlin) - Curriculum Vitae
Zur Idee eines politischen Kosmopolitismus

Abstract

Systematisch geht es in meinem Beitrag darum, die Konzeption eines genuin politischen Kosmopolitismus vorzustellen (Ferrara 2007).

Der politische Kosmopolitismus bildet eine Alternative zur Dichotomie zwischen dem moralischen Kosmopolitismus auf der einen und dem sogenannten „institutionellen“ (Beitz 1994, 124f.) bzw. „legalen“ (Pogge 1994, 90) Kosmopolitismus auf der anderen Seite.

Ein Unterschied zwischen moralischem und politischem Kosmopolitismus liegt darin, dass der eine moralische Pflichten, der andere Gerechtigkeitspflichten begründet.

Moralische Pflichten sind Pflichten, die man gegenüber allen anderen Menschen hat. Gerechtigkeitspflichten entstehen dagegen aufgrund spezifisch politischer Beziehungen (ausschlaggebend für meine Unterscheidung ist Iris Youngs ‚social connection model’, 2006).

Während der institutionelle bzw. legale Kosmopolitismus für die Idee einer Weltrepublik oder für ähnliche Reformen der politischen Infrastruktur argumentiert, geht der politische Kosmopolitismus vom bestehenden institutionellen Gefüge aus. Seine Aufgabe ist es, Kriterien zu entwickeln, aufgrund derer sich die Legitimität dieser Institutionen und die Angemessenheit global-governmentaler Reformvorschläge beurteilen lassen.

Für diese Aufgabenstellung werde ich an eine Theorieüberlegung anknüpfen, die ich als „multilayered contractualism“ bezeichne. Diese kontraktualistische Variante verknüpft Rawls’ Völkerrechtsvertrag (1999) mit dem Gegenmodell eines kosmopolitischen Kontraktualismus (Nussbaum 2006, Beitz 1979, Pogge 1989). Sie soll zunächst eine dritte Perspektive eröffnen, in der beide Positionen einen gleichberechtigten Platz einnehmen. Dazu wird jedes Vertragsmodell in Relation zum Status und Skopus der Pflichten untersucht, die mit ihm gerechtfertigt werden können.

Die Methode des multilayered contractualism soll aber nicht nur bestehende Vertragsebenen rekapitulieren, sondern noch weitere Vertragsebenen einziehen. Wie sähe etwa ein Gerechtigkeitskontrakt zwischen den Repräsentanten liberaler Staaten aus? Was ändert sich, wenn diese Staaten politisch und ökonomisch kooperieren? Diese Ebene könnte den entscheidenden Vorteil haben, dass sie die strenge Auftrennung zwischen weitreichenden Gerechtigkeitspflichten auf der nationalen Ebene und einer Minimalkonzeption von Gerechtigkeit auf der internationalen Ebene zurücknimmt und einen differenzierten Blick auf die Probleme transnationaler Gerechtigkeit frei gibt. Zu diskutieren ist vor allem, ob wir auf dieser Ebene nicht berechtigt sind, den Katalog transnationaler Gerechtigkeitspflichten um das Demokratieprinzip und um die Idee internationaler distributiver Gerechtigkeit zu erweitern.

(Beitz, Charles. Political Theory and International Relations, Princeton University Press, 1979.

Chwaszcza, Christine, Moral Responsibility and Global Justice. A Human Rights Approach, Baden-Baden 2007.

Deitelhoff, Nicole, Überzeugung in der Politik. Grundzüge einer Diskurstheorie internationalen Regierens, Frankfurt a.M. 2007.

Ferrara, Alessandro, “’Political’ Cosmopolitanism and Judgment, in: European Journal of Social Theory, 2 2007; vol. 10: pp. 53 - 66.

Fine, R. & Smith, W. “Jürgen Habermas’s Theory of Cosmopolitanism”, in: Constellation, 2003, 469-487.

Habermas, Jürgen, „Hat die Konstitutionalisierung des Völkerrechts noch eine Chance?“, in: ders., Der gespaltene Westen. Kleine Politische Schriften X, Frankfurt a.M. 2004, S. 113-193.

Hayden, Patrick. Cosmopolitan Global Politics. Aldershot: Ashgate, 2005

Nussbaum, Martha, Frontiers of Justice: Disability, Nationality, Species Membership,

Harvard University Press, 2006.

O’Neill, Onora, Bounds of Justice. New York: Cambridge University Press, 2000.

Pogge, Thomas, World Poverty and Human Rights. Cosmopolitan Responsibilities and Reforms, New York, Cambridge University Press, 2002.

Ders., Realizing Rawls, Cornell University Press, Ithaca und London, 1989.

Rawls, John. Law of Peoples. Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 1999.

Sangiovanni, Andrea, “Global Justice, Reciprocity, and the State”, in: Philosophy and Public Affairs, 35, 2007, 3-39.

Tan, Kok-Chor: Justice without Borders. Cosmopolitanism, Nationalism and Patriotism, Cambridge University Press 2004.

Young, Iris, “Responsibility and Global Justice. A Social Connection Model”, in: Social Philosophy and Policy, 23, 2006, 102-130.)

  • nach oben
  • zum Kalender

Curriculum Vitae von Dr. Henning Hahn

Studium:
  • Bis 2002: Philosophie, politische Wissenschaften, Literatur- und Theaterwissenschaften (Hildesheim, Tübingen, UC London). Abschluss: MA
Promotion:
  • 2007: Moralische Selbstachtung. Zur Grundfigur einer sozialliberalen Gerechtigkeitstheorie (Hildesheim)
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Politische Philosophie, Philosophie der Menschenrechte
  • Ethik
  • Nietzsche
Berufliche Stationen:
  • 01.09.2007 - 30.08.2008: Forschungsprojekt "Kontexte internationaler Gerechtigkeit", Prof. Gosepath, Universität Bremen
Wichtigste Publikation(en):
  • Moralische Selbstachtung. Zur Grundfigur einer sozialliberalen Gerechtigkeitstheorie, Berlin/New York 2008.
  • (Herausgeber) Selbstachtung oder Anerkennung? Beiträge zum Begründungsdiskurs um Menschenwürde und Gerechtigkeit, Weimar 2005.
  • "Nietzsches Wahrheitstheorie und der Amerikanische Pragmatismus", in: Reschke/Gerhardt (Hg.), Nietzscheforschung, Berlin 2005.
  • nach oben
  • zum Kalender