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FAQ

Sektionsredner

Priv.-Doz. Dr. Jürgen Goldstein (Koblenz)
Die Lebenswelt und der Begriff des Politischen bei Dolf Sternberger

Abstract

Wohlgeordnete Gesellschaften folgen derzeit zwei grundverschiedenen Konzeptionen: Das Modell des Politischen Liberalismus wird – von Kant inspiriert – von der Idee einer Verfahrensgerechtigkeit geleitet. Politische Werte sind demnach Resultate eines Konstruktionsverfahrens. Demgegenüber hat der Kommunitarismus auf die Leistungsschwächen eines unsituierten Ichs hingewiesen, das traditionslos und kontextfrei und ohne eine Akzeptanz unkonstruierter Werte den Aufgaben der Gemeinschaft nicht gerecht werde.

Um das verhärtete Schema dieses Dualismus zu durchbrechen, wird an den fast schon vergessenen Dolf Sternberger erinnert. Dessen Begriff des Politischen ist in vorliegenden Studien bereits als eine Konzeption des Bürgerlichen und als ein politischer Neoaristotelismus resümiert worden. Darüber hinaus läßt sich aber zeigen, inwiefern Sternbergers Denken von dem Grundimpuls getragen ist, auf die Erfahrung des Dritten Reichs zu reagieren. Die Verteidigung der Differenz von Gut und Böse, lebensweltlich inspiriert, wird so zu Basiskategorie einer „guten Politik“. Sternberger bietet daher beides zugleich: Einen Verfassungspatriotismus – und damit eine Wertschätzung der Verfahrensgerechtigkeit – und eine Situierung des politischen Individuums in Traditions- und Erfahrungsbezüge. Der Rückbezug auf Lebenswelten als Ressourcen des Politischen, wie sie etwa Habermas anstrebt, kann durch einen Blick auf Sternberger eine interessante Konkretisierung erfahren. Indem Sternberger Hitler als den rational nicht einholbaren, aber erfahrenen Faktor einer absoluten Politik erlitten hat, erweist sich sein Konzept des Politischen als ein Umgang mit dem nicht Verstehbaren. Wer angesichts von Auschwitz den Verstand nicht verloren habe, sagt er, der habe keinen zu verlieren.

Sternbergers Begriff des Politischen erweist sich daher im Rückblick als ein aktualisierbarer Beitrag für die Debatte zwischen den zwei Grundoptionen der gegenwärtigen Politischen Philosophie. Gerade der Bezug auf die Grenzen des Denkbaren, aber lebensweltlich Erfahrbaren, ist von uneingeholter Bedeutung.

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