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Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

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FAQ

Sektionsredner

Priv.-Doz. Dr. Cord Friebe (Bonn) - Curriculum Vitae
Das Block-Universum und der Eternalismus

Abstract

Der Vortrag hat zum Ziel, die Selbstverständlichkeit zu erschüttern, mit der die Konzeption

des Block-Universums mit der philosophischen Lehre des Eternalismus identifiziert wird. Es soll gezeigt werden, dass ein traditionell verstandener Eternalismus, wonach „Existenz“ zeitlos ist, mit dem Block-Universum sogar unvereinbar ist. Da aber – aus (bekannten) anderen Gründen – die spezielle Relativitätstheorie (SRT) auch mit einem traditionell verstandenen Präsentismus unvereinbar ist, erfordert die Anwendung der Präsentismus/Eternalismus-Unterscheidung auf die SRT in jedem Falle eine Modifikation. Hier wird dann ein modifizierter Eternalismus vorgestellt, wonach „Existenz“ nicht zeitlos ist, und der mit dem Konzept des Block-Universums vereinbart werden kann.

Zunächst ein paar Vorabklärungen: Ich gehe erstens von Minkowskis Raum-Zeit-These aus, wonach weder Raum noch Zeit, wie wir sie kennen, selbständige Entitäten sind, sondern einzig die Raum-Zeit Anspruch erheben kann, die fundamentale Entität zu sein. Ich gehe zweitens davon aus, dass diese zugrunde liegende Raum-Zeit nicht eindeutig in Zeit und Raum gespalten werden kann (Relativität der Gleichzeitigkeit) und dass deshalb die Lehre des Präsentismus, wonach nur das existiert, was gegenwärtig ist, zumindest problematisch ist. (Ebenso problematisch ist jede andere Auffassung von Existenz, die auf der Objektivität der Zeitmodi basiert, wie etwa die, dass auch die ‚feststehende’ Vergangenheit existiert, nicht aber die ‚offene’ Zukunft.). Andererseits aber ist Minkowskis Raum-Zeit-These nicht zu verwechseln mit der These von der Raum-Analogie der Zeit. Gegen letztere spricht Einiges – wie etwa die invariante Unterscheidung von „zeitartig“ und „raumartig“. Auch ist das Zwillingsparadoxon – das doch wohl ein echtes Zeitphänomen ist – gewissermaßen intrinsisch in der Raum-Zeit vorhanden: Denn verstanden als die Wegabhängigkeit der raum-zeitlichen Länge von zwei sich zweimal schneidenden zeitartigen Kurven, ist es – im Gegensatz etwa zu Einsteins Beispiel von den Blitzschlägen am Bahndamm – gänzlich ohne Koordinatensystem beschreibbar. Die Raum-Zeit schließt also die Zeit mit ein (und eliminiert sie nicht).

Wenn dem aber so ist, dann sind physikalische Ereignisse raum-zeitlich lokalisiert, d.h. sie finden an Raum-Zeit-Punkten statt. Und da nun – bezugssystemunabhängig, invariant und also gänzlich objektiv – Raum-Zeit-Punkte zuweilen „zeitartig“ voneinander entfernt sind, macht man nichts falsch, wenn man sagt, dass die an solchen Raum-Zeit-Punkten stattfindenden Ereignisse zu verschiedenen Zeitpunkten stattfinden. Bedeutet das aber nicht, dass sie zu verschiedenen Zeitpunkten existieren? Was wäre der Unterschied zwischen „stattfinden“ und „existieren“? Dass Ereignisse zu verschiedenen Zeitpunkten existieren – und dies tun sie, wohlgemerkt, ‚im Block-Universum’ –, ist aber unvereinbar mit der eternalistischen Auffassung. Denn ihr zufolge hat „Existenz“ keinen Bezug zur Zeit; Ereignisse existieren dieser Auffassung gemäß „zeitlos“, „schlechthin“, „simpliciter“ usw. usf. – jedenfalls nicht: zu verschiedenen Zeitpunkten. Weder der Präsentismus noch der Eternalismus passen also auf die SRT. Da diese Unterscheidung für sie aber auch nicht „irrelevant“ sein kann (wie Mauro Dorato meint), muss eine Modifikation her.

Ich schlage vor, den Eternalismus wie folgt zu modifizieren: Aussagen über die Existenz von Ereignissen sind auf einen willkürlich herausgegriffenen Raum-Zeit-Punkt zu relativieren (ungefährliche event- statt frame-dependence). Man braucht zunächst einen Standpunkt in der Raum-Zeit, also ein „hier und jetzt“, und die Frage ist, was relativ zu diesem Standpunkt wirklich ist. Nur das mit diesem Standpunkt Gegenwärtige? (Was sollte das sein?) Nein, sagt der Eternalist, relativ zu diesem Standpunkt – und das heißt: Jetzt – ist nicht nur das Gegenwärtige, sondern auch Vergangenes und Zukünftiges wirklich. Damit wird die eternalistische Intuition eingefangen, wonach die gesamte Raum-Zeit als Block ‚auf einmal’ da ist, ohne der Einsicht zuwider zu laufen, dass Ereignisse an Raum-Zeit-Punkten (und nicht etwa: ‚schlechthin’) stattfinden und folglich auch zuweilen zu verschiedenen Zeitpunkten.

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Curriculum Vitae von Priv.-Doz. Dr. Cord Friebe

Studium:
  • Bis 1996: Philosophie (HF), Physik (1. NF), Mathematik (2.NF) (Freiburg i.Br. und Padua/Italien). Abschluss: M.A.
Promotion:
  • 1998: Ontologie quantentheoretischer Objekte (Freiburg i.Br.)
Habilitation:
  • 2003: Theorie des Unbewussten (Freiburg i. Br.)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Bonn
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Naturphilosophie (insb. Philosophie der Physik)
  • Theoretische Philosophie Kants
  • Philosophie der Psychoanalyse
Berufliche Stationen:
  • Jan. 2005 - Dez. 2005: Projektstelle „Ignorabimus-Streit" in Trient/Italien
  • Apr. 2006 - Aug. 2007: Vertretung der Oberassistentenstelle in Bonn (bei Prof. Dr. A. Bartels)
Wichtigste Publikation(en):
  • „Kant und die Spezielle Relativitätstheorie“, in: Kant-Studien, erscheint 2008.
  • „Zur Bewegung der Galaxien und des Raumes“, Philosophia naturalis 41, 2/2004
  • „Teilen, Trennen und Vereinen: EPR ohne Holismus“, Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie 35, 2/2004
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