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FAQ

Sektionsredner

Dr. Arianna Ferrari (Darmstadt) - Curriculum Vitae
Ethische Herausforderungen der gentechnischen Herstellung empfindungsunfähiger bzw. leidensunfähiger Tiere

Abstract

Die Einführung artfremder Gene in Lebewesen durch die Entwicklung der Gentechnik hat der biologischen und landwirtschaftlichen Forschung neue Wege zur Modifikation von Tieren eröffnet, die insbesondere am Anfang der 90er Jahren mit großen Erwartungen einer effizienteren Züchtung von Nutztieren und einer Herstellung präziserer und effizienterer Tiermodelle für die Forschung begleitet worden ist. Die gentechnische Ein- und Ausschaltung beliebiger Gene oder Genkonstrukte in Tieren war schnell von der Hoffnung geprägt, Tiere “besser bzw. neu” entsprechend menschlicher Bedürfnisse zu gestalten - was aber gleichzeitig bedeutet, in deren Lebenswelt massiv einzugreifen.

Der amerikanische Philosoph Bernard Rollin beschrieb 1995 ein provokatives Gedankenexperiment, das die Aufmerksamkeit bezüglich der ethischen Grenzen der menschlichen Eingriffe am Tier auf sich zog: er schlug vor, Legehühner gentechnisch so zu verändern, dass sie in ihren winzigen Käfigen nicht mehr leiden können, und transgene dezerebrierte Versuchstiere als Modelle für Krankheiten herzustellen. Später haben auch anderen Autoren die Frage nach der ethischen Vertretbarkeit der Herstellung empfindungsunfähiger bzw. leidensunfähiger Versuchstiere als (partielle) Lösung für das ethische Dilemma der Tierversuche diskutiert.

Diese Frage stellt eine besondere Herausforderung für die Tierethik dar: Erstens, weil sie eine genuin neue Frage ist – am Anfang der Debatte in der Tierethik war diese Möglichkeit kaum denkbar. Sie steht damit auch im Zusammenhang mit Überlegungen über die Rolle der Naturwissenschaften für die Gestaltung des tierischen aber auch menschlichen Lebens (da es sich um eine Veränderung des Tieres zugunsten des Menschen handelt). Zweitens, weil die Leidensfähigkeit direkte Quelle der moralischen Relevanz innerhalb der pathozentrischen Theorie bzw. ein wichtiges Kriterium der moralischen Berücksichtigung innerhalb anderer Theorien darstellt. Zerstört etwa eine konsequente pathozentrische Theorie, welche die Leidensfähigkeit/Empfindungsfähigkeit als moralisch diskriminierendes Kriterium identifiziert, indem sie die Eliminierung dieser Fähigkeit erlaubt, quasi ihre eigene Quelle der Moral?

Obwohl es sich um eine neue und interessante Frage handelt, ist sie bis jetzt in der Literatur noch nicht in allen ihren Implikation ausgearbeitet worden. Nachdem in diesem Paper die wichtigsten Positionen der Diskussion erläutert wurden, werden zunächst die Schwierigkeiten und die Mehrdeutigkeiten der Idee einer Ausschaltung der Empfindungsfähigkeit bzw. der Leidensfähigkeit bei Tieren dargestellt und schließlich wird argumentiert, dass eine solche Herstellung ethisch nicht vertretbar ist.

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Curriculum Vitae von Dr. Arianna Ferrari

Studium:
  • Bis 2000: Philosophie (Mailand, Italian). Abschluss: MA
Promotion:
  • 2006: Ethische und wissenschaftstheoretische Aspekte der gentechnischen Veränderung von Tieren in der biomedizinischen Forschung (Tübingen/Torino (Italien) Kobetreuung)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • TU Darmstadt
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Anwendungsbezogene Ethik, ins. Tierethik und Umweltethik
  • Wissenschaftsphilosophie
  • Technikphilosophie
Berufliche Stationen:
  • 10.06 - jetzt: wissenschaftliche Mitarbeiterin TU Darmstadt, EU Projekt DEEPEN
  • 04.06 - 10.06: Postdoc im DFG Graduiertenkolleg "Bioethik", Universität Tübingen
  • 09.04 - 03.06: Doktorandin im DFG Graduiertenkolleg "Bioethik", , Universität Tübingen
Wichtigste Publikation(en):
  • Ferrari A. (2008): Genmaus & Co. Gentechnisch veränderte Tiere in der Biomedizin. Harald Fischer Verlag, Erlangen.
  • Brand C., Engels E.-M., Ferrari A., Kovács L. (Hrsg.) (2008): Wie funktioniert Bioethik? Interdisziplinäre Entscheidungsfindung im Spannungsfeld von theoretischem Begründungsanspruch und praktischem Regelungsbedarf. Mentis Verlag, Paderborn.
  • Ferrari A. (2006) Genetically modified laboratory animals in the name of the 3Rs? In: ALTEX 23 04/6: 294-307.
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