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Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

Institut für Philosophie
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Universitätsstr. 12
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FAQ

Sektionsredner

Dr. Olay Csaba (Budapest, H) - Curriculum Vitae
Hannah Arendts existenzialistische Politikauffassung

Abstract

Der Vortrag interpretiert die politische Philosophie von Hannah Arendt unter dem Gesichtspunkt, daß sie sich maßgeblich auf ein Konzept des Lebens, des menschlichen Existierens stützt. Es handelt sich dabei nicht nur um den für jede politische Theorie gültigen Zusammenhang, daß dabei eine Erörterung des Wesens und der Eigenschaften des Menschen zugrunde gelegt werden muß, da allein daraus die spezifische Aufgabestellung der Politik und die dafür in Frage kommenden Mittel abgeleitet werden können. Jede politische Philosophie setzt in diesem Sinne eine Konzeption der menschlichen Natur, seiner Bedürfnisse und Neigungen voraus, die beeinflußt, welche Formen und Prinzipien auf diesem Gebiet für möglich und wünschenswert gehalten werden. In Arendts Denken jedoch hängen das menschliche Existieren und die Politik enger zusammen, indem der Sinn der Politik für sie mit Grundtendenzen der menschlichen Existenz in Verbindung steht. Das individuelle menschliche Sein stößt unvermeidlich auf die Aufgabe, sich selbst zu begreifen, und das ist nur unter öffentlichen Verhältnissen, somit für Arendt nur unter politischen Verhältnissen möglich. Im Vortrag wird versucht zu klären, wie das Denken über Politik bei Arendt grundsätzlich von einer Lebenskonzeption bestimmt wird, die auch die politischen Analysen leitet. Insofern richtet sich diese Fragestellung nicht allein auf Fragenkomlexe der politischen Theorie, sondern beruht ebensosehr auf einem Interesse für das Konzept menschlichen Lebens bei Arendt. In ihrem Bestreben, den Sinn des politischen Handelns auszuarbeiten und wiederzugewinnen, sucht Arendt in erster Linie nicht die Aufgaben der Politik zu umgrenzen und von anderen Gebieten zu unterscheiden, sondern vielmehr eine Antwort auf die Frage, wie sich öffentliches Handeln in das menschliche Leben fügt, was für einen Stellenwert es darin haben kann. Der Schwerpunkt dieser Fragestellung soll in der Bezeichnung Existentialismus zur Geltung kommen. Darunter wird hier ein Denken in weitem Sinne verstanden, für das das Phänomen des einzelnen menschlichen Lebens eine ausgezeichnete, sogar eine philosophisch bestimmende Rolle spielt. Im Falle von Arendt zeigt es sich darin, daß der Begriff und die Bedeutung der Politik in hohem Maße mit der Struktur menschlichen Existierens zusammenhängt. Mein Ansatz ist mit den Deutungen verwandt, die davon ausgehen, daß Arendts Überlegungen über Politik wesentliche Motivationen aus anderen Gebieten schöpfen. In der Fachliteratur über Arendt kommen oft solche Formulierungen vor, die die Politik mit einer anderen Dimension verbinden, etwa in der Formel von „politischer Ästhetik“. Manche Interpretationen deuten in diesem Sinne die Position von Arendt vom Phänomen der Kunst her. Selbst die Bezeichnung Exitentialismus ist keine Seltenheit in der Arendt-Literatur. Einige Interpreten sprechen auch von einer existentialistischen Deutung innerhalb des Versuchs zu zeigen, wie bestimmte Kategorien von Karl Jaspers in Arendts Denken durchpolitisiert erscheinen. Da ich keinen präziseren Ausdruck für das philosophische Programm von Arendt finden konnte, verwende ich die Formel von Martin Jay: politischer Existenzialismus. Die Bezeichnung soll zum Ausdruck bringen, daß Arendt die Politik wesentlich von anderen Faktoren her deutet. Negativ formuliert, ist die politische Dimension bei ihr nicht selbständig, nicht autonom, sondern von anderen Phänomenen abhängig. Die Eigentümlichkeit der vorliegenden Interpretation besteht darin, daß jenes andere Gebiet, dessen Funktion die Politik für Arendt ist, der Grund und Motivation ihrer politischen Philosophie, in einem Konzept menschlichen Lebens lokalisiert wird. Arendt zufolge ist es eine Grundtendenz menschlichen Lebens, im Streben nach der Überwindung der eigenen Vergänglichkeit eine Beständigkeit erreichen zu wollen, und das stiftet einen ausgezeichneten Bezug zwischen der politischen Sphäre und der menschlichen Existenz. Der Ausdruck Existenzialismus ist also schließlich darin begründet, daß die Politik mit dem Grundgeschehen menschlichen Lebens in Verbindung steht, und nicht nur als ein aus der Natur des Menschen resultierendes notwendiges Übel erscheint.

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Curriculum Vitae von Dr. Olay Csaba

Studium:
  • Bis 1996: Philosophie, Mathematik, Physik (Eötvös-Universität). Abschluss: MA
Promotion:
  • 2006: Hans-Georg Gadamer: Phänomenologie der ungegenständlichen Zusammenhänge (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Eötvös-Universität Budapest
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Deutsche Philosophie XIX-XX Jahrhundert
  • Philosophische Hermeneutik
  • Hannah Arendt
Berufliche Stationen:
  • 2001 - 2006: Assistent
  • 2006: Oberassistent
Wichtigste Publikation(en):
  • Hans-Georg Gadamer: Phänomenologie der ungegenständlichen Zusammenhänge. Königshausen & Neumann, Würzburg 2007
  • Hannah Arendt politikai egzisztencializmusa (Der politische Existenzialismus von Hannah Arendt). L’Harmattan, Budapest 2008
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