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Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

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FAQ

Sektionsredner

Priv.-Doz. Dr. Manuel Bremer (Düsseldorf) - Curriculum Vitae
Die Unausrottbarkeit lebensweltlicher Philosophie

Abstract

Zur Philosophie gehört, dass es verschiedene Verständnisse von Philosophie gibt. Diese widersprechen sich zum Teil darin, welche Methoden als die ausgezeichneten Weisen des Philosophierens angesehen werden. Selbst wenn es für bestimmte philosophische Anliegen eine Auszeichnung bestimmter Methoden gibt, heißt dies nicht, dass es nicht in anderen Bereichen ganz andere Methoden geben kann; es muss noch nicht einmal ausgeschlossen werden, dass in demselben Bereich auch andere Methoden angewendet werden könnten. Es mag sein, dass die mutmaßlich valideren Methoden nicht in der Lage sind, bestimmte Themen anzusprechen bzw. es interessante mutmaßliche Themen der Philosophie gibt, bei denen zumindest zu einer gegebenen Zeit unklar ist, ob sie überhaupt mit den mutmaßlich valideren Methoden behandelt werden können.

Die Philosophie war zunächst die Wissenschaft im Allgemeinen und lagerte immer wieder Wissensgebiete in neue eigenständige Wissenschaften aus. Einige Fragen bleiben genuin philosophische Fragen, da keine empirische Wissenschaft uns darüber belehren kann, was Wahrheit ist. Und Fragen der Ethik sind nicht durch Feststellungen beantwortbar.

Sobald man jedoch zu gehaltvolleren Theorien übergehen will stellen sich Fragen, die z.T. kognitionswissenschaftliche Ergebnisse berücksichtigen müssen (in der theoretischen Philosophie) oder aber einer Einbettung in die Sozialwissenschaften bedürfen (in der praktischen Philosophie). Philosophie als Wissenschaft weist also auf ganze Forschungsprogramme mit Anbindungen an die empirischen Wissenschaften und entsprechendem Lern- und Forschungsaufwand. Trotzdem bleibt ein Interesse an einer übergeordneten Perspektive. Eine solche Interpretation liefert lebensweltliche Philosophie als Weltanschauung – in einem neutralen Sinne.

Lebensweltliche Philosophie ist eine Sorte von philosophischer Literatur, die sich sowohl literarischer, autobiographischer als auch philosophischer Methoden und theoretischer Versatzstücke bedient. Sie ist lebensweltlich im Sinne eines Aufgreifens von Fragen, die sich auch ohne vorherige methodische Aufarbeitung vielen oder mutmaßlichen allen Menschen (einer Region oder Epoche) stellen und zu denen etwas gesagt werden soll oder gesagt werden muss, bevor eine ausufernde und abgesicherte Methodik in Stellung gebracht wurde. Durch ihren „Sitz im Leben“ kann sie darauf vertrauen, auf Verständnis und Interesse bei anderen (zumindest den Zeitgenossen) zu stoßen. „lebensweltlich“ meint hier nicht mehr, als dass Autoren an ihrer (biographischen) Erfahrung anknüpfen im Bewusstsein, dass sie von ihren Lesern – mehr oder weniger – verstanden werden.

Lebensweltliche Philosophie arbeitet oft mittels Beschreibungen und Interpretationen (statt eines begründeten Entwickelns von Theorien oder von Hypothesen). Sie bietet eine Sichtweise an. Ihr philosophisches Moment liegt darin, dass sie in einer Weise beschreibt, die zusammenhängend sein soll, so dass sich die jeweiligen Teilbeschreibungen oder –interpretationen ergänzen und stützen. Der Leser kann sich fragen, ob dies eine Beschreibung/Interpretation ist, der er zustimmt oder der er jedenfalls etwas abgewinnen kann. In dem Maße, wie dies gelingt, führt der Autor etwas vor, bringt etwas zu Bewusstsein oder sogar zu größerer Klarheit, insofern eine neue Beschreibungs-/Interpretationsweise gesehen wird. In einem vagen (d.h. von der wissenschaftstheoretischen Explikation abweichenden) Sinne strebt lebensweltliche Philosophie eine kohärente Präsentation an. An diesem Anspruch kann sie auch – selbst wenn nur in Maßen – anders als die Literatur gemessen werden. Wenn die Leserschaft eine Interpretation nicht nachvollziehen kann, dann ist dieses Stück Text nicht einfach avantgardistisch, wie man es vielleicht literarischen Texten zugestehen mag, sondern unter Umständen gescheitert.

Der Erfolg/die Qualität eines Beitrages zur lebensweltlichen Philosophie zeigt sich nicht nur in seiner Verständlichkeit (als einer Vorbedingung weiterer Bewertung), sondern darin, inwiefern er:

- Perspektiven eröffnet (d.h. für die Rezipienten nachvollziehbar eine einseitige Betrachtung relativiert),

- eine Integration disperater Erfahrungen in eine Gsamtperspektive leistet, die mehr Kohärenz bietet als solche einzelnen Versatzstücke,

- Fragen aufwirft, die vorher gar nicht gesehen wurden,

- eine Sichtweise artikuliert, in der sich der Rezipient wiederfindet (d.h. die seine Erfahrungen erfasst und als weitere Belege für sich gelten lassen müsste).

Lebensweltliche Philosophie wird also nicht dadurch „beliebig“ oder jedem, der schreiben kann, in die Hand gegeben, dass die Bedingungen ihres Gelingens weicher sind als die der strengen Philosophie oder der empirischen Wissenschaften.

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Curriculum Vitae von Priv.-Doz. Dr. Manuel Bremer

Studium:
  • Philosophie, Anglistik, Informatik, Mathematik, Politikwissenschaften, Erziehungswissenschaften (Köln, Düsseldorf, Hagen). Abschluss: Dr
Promotion:
  • 1993: Epistemische und logische Aspekte des semantischen Regelfolgens (Köln)
Habilitation:
  • 2001: Zur Geschichte von 'Vernunft' und 'Verstand' in der analytischen Philosophie (Düsseldorf)
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Düsseldorf
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Logik
  • Sprachphilosophie
  • Philosophie des Geistes
Wichtigste Publikation(en):
  • Philosophische Semantik
  • An Introduction to Paraconsistent Logics
  • Der Sinn des Lebens. Ein Essay zur Analytischen Religionsphilosophie
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