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Professor Dr. Dr. h.c. C.F. Gethmann

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FAQ

Sektionsredner

Dr. Fiorella Battaglia (Berlin) - Curriculum Vitae
Der „menschliche Standpunkt“ bei Kant

Abstract

Lebenswelt und Wissenschaft XXI. Deutschen Kongress für Philosophie

15.-19. September 2008 Universität Duisburg-Essen

Exposé für die Sektion Anthropologie

Der „menschliche Standpunkt“ bei Kant

Fiorella Battaglia

Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

Wenn wir zu Beginn der Kritik der reinen Vernunft in der transzendentalen Ästhetik darauf aufmerksam gemacht werden, dass wir nur „aus dem Standpunkt eines Menschen, vom Raum, von ausgedehnten Wesen etc. reden“ (A26, B42), so lässt sich die Frage stellen, ob der Mensch, von dem hier die Rede ist, derselbe Mensch ist, wie im letzten Teil der Vernunftkritik, der transzendentalen Methodenlehre. Während es bei ersterer um den Mensch als ein Wesen geht, dessen Selbsterfahrung von seiner Welterfahrung abhängt, ist bei letzterer der Mensch als psychologisches, soziales und historische Wesen Telos der Untersuchung. Übersieht man diese differenzierte Auseinandersetzung Kants mit dem Menschen, wie sie sich auch an weiteren Stellen der transzendentalen Deduktionen, des Schematismus und der Paralogismen nachweisen lässt, läuft man Gefahr zu meinen, Kant hätte eine Erkenntnistheorie aufgestellt, die ohne jeden Rekurs auf empirisches Wissen über den Menschen auskommt. Die Frage, wie Erfahrung überhaupt möglich sein kann, erhält ihre Bedeutung jedoch erst dann, wenn sie in dem Kontext einer Leistung der menschlichen Vernunft begriffen wird. Mit anderen Worten: Die Erkenntnis von Objekten der Erfahrung setzt Fähigkeiten und Fertigkeiten in dem Subjekt voraus, das das Urteil vollzieht.

Kant selbst differenzierte zwischen diesen beiden „Seiten“ seines kritischen Unternehmens, indem er in der Einleitung zur ersten Ausgabe eine „subjective Deduction“ von einer „objectiven Deduktion“ unterscheidet (A XVI). Obgleich er selbst weit davon entfernt zu sein scheint, mit den Ausführungen zur „subjectiven Deduktion“ zufrieden zu sein, verdient dieser Ansatz es gleichwohl beachtet zu werden, um die Kontinuität seiner Untersuchung zu bewahren. Darüber hinaus lässt sich dieser Ansatz auch auf die berühmten Fragen beziehen, die in der Logik und im Brief an Stäudlin aufgeworfen werden und als Programm einer menschlichen Vernunft bereits in der Kritik der reinen Vernunft aufgestellt worden sind. Ich werde argumentieren, dass sich die Kritik der reinen Vernunft tatsächlich in dem Rahmen einer Anthropologie einbetten lässt.

In dem Vortrag soll gezeigt werden, dass die funktionalen Eigenschaften des Bewusstseins nichts anderes sind, als Leistungen eines Subjekts, das sein konkretes empirisches Dasein erst aus dem Bezug mit der äußeren Erfahrung erleben und beweisen kann. Dabei ist nicht nur die tragende Rolle der inneren Erfahrungen zu berücksichtigen, sondern auch die Funktion der Erfahrung, die darin besteht einen Bezug des Menschen zur Welt entstehen zu lassen, in dem Objektivität und Subjektivität zusammenfallen. Es wird mir nicht darum gehen, die beiden Teile der Kritik miteinander ins Verhältnis zu setzen. Statt dessen werde ich in einer dem Text nahen Lektüre die Elemente des Vermögens beschreiben, die zeigen können, dass die Leistungen, die erklärt werden sollen, zugleich die Leistungen eines denkenden Subjekts sind, das nicht nur auf der Suche nach der Erklärung seiner Leistungen ist, sondern sich zugleich auch in der Lage befindet, diese Leistungen auszuführen.

Literaturhinweise:

H. Heimsoeth, Transzendentale Dialektik. Ein Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft, 4 Teile, Berlin, Walter de Gruyter, 1966 bis 1971

D. Sturma, Kant über Selbstbewusstsein. Zum Zusammenhang von Erkenntniskritik und Theorie des Selbstbewusstsein, Hildesheim/Zürich/New York, Georg Olms Verlag 1985

P. Kitcher, Kant’s Transcendental Psychology, New York, Oxford University Press, 1990

A. Brook, Kant and the Mind, Cambridge, Cambridge University Press, 1994

H. Klemme, Kants Philosophie des Subjekts. Systematische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen zum Verhältnis von Selbstbewusstsein und Selbsterkenntnis, Hamburg, Meiner 1996

K. Ameriks, Kant's Theory of Mind: An Analysis of the Paralogisms of Pure Reason, Oxford, Oxford University Press, 2000

D. Sturma, Was ist der Mensch? Kants vierte Frage und der Übergang von der philosophischen Anthropologie zur Philosophie der Person, in: D. H. Heidemann/K. Engelhard (Hg.), Warum Kant heute? Systematische Bedeutung und Rezeption seiner Philosophie in der Gegenwart, Berlin/New York, De Gruyter 2004, S. 264-285

M. McCormick, Kant’s Theory of Mind in the Critique of Pure Reason’s Subjective Deduction, in The Journal of Value Inquiry (2005) 39:353–381

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Curriculum Vitae von Dr. Fiorella Battaglia

Studium:
  • Bis 1998: Philosophie (Università di Pisa (Italien)). Abschluss: MA
Promotion:
  • 2004: “Filosofia Transcendentale. La posizione dell’uomo nella filosofia critica di Kant” (Università di Napoli "L'Orientale")
Derzeitige Universität oder Institution:
  • Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Forschungsschwerpunkt(e):
  • Immanuel Kants Anthropologie
  • Ernst Troeltschs Historismus
  • Ethik und Wissenschaft
Berufliche Stationen:
  • 2006 - -: wissenschaftliche Mitarbeiterin in der interdisziplinären Arbeitsgruppe “Funktionen des Bewusstseins”, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
  • Jan 2007 - März 2007: wissenschaftliche Mitarbeiterin, World Health Organisation, “Environment and Health, Ethical Aspects”
  • 15. Oktober 2007 - 15. März 2008: Visiting Scholar, The Center for Sleep and Consciousness, University of Wisconsin, Madison
Wichtigste Publikation(en):
  • Logica e teoria della storia in Ernst Troeltsch, in: “Atti dell’Accademia di Scienze Morali e Politiche”, Giannini, Napoli 2000
  • Kant e il terremoto di Lisbona: dalla natura alla storia, in: L. Bianchi (Ed.) Natura e Storia, Liguori Editore, Napoli 2004
  • Das “Gute” und das “Böse” als Entwicklungsgründe in: Das radikale Böse in der menschlichen Natur, “Akten des IX. Internationalen Kongress”, de Gruyter, Berlin-New York 2001
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